Veröffentlicht am März 15, 2024

Der richtige Kindersitz ist nur die halbe Miete. Die meisten schweren Verletzungen entstehen nicht durch den Sitz selbst, sondern durch alltägliche Anwendungsfehler, die seine Schutzwirkung aufheben.

  • Ein lockerer Gurt oder eine dicke Winterjacke erzeugen eine gefährliche „Gurtlose“, die im Crashfall zu massiven Kräften auf den Kinderkörper führt.
  • Isofix minimiert das Risiko von Montagefehlern drastisch und ist daher fast immer die sicherere Wahl als die Gurtbefestigung.

Empfehlung: Prüfen Sie vor JEDER Fahrt die Gurtstraffung und ziehen Sie Ihrem Kind die Jacke im Auto immer aus.

Jeder Elternteil kennt diesen Moment der Verantwortung: Das Kind wird ins Auto gesetzt, die Gurte werden geschlossen, ein letzter prüfender Blick. Man hat sich informiert, Testberichte gelesen und das vermeintlich beste Modell gekauft. Doch was die meisten nicht wissen: Die wahre Sicherheit entscheidet sich nicht beim Kauf, sondern bei der täglichen Handhabung. Die Landschaft der Normen wie i-Size (R129) und ECE R44/04, die verschiedenen Gewichtsgruppen und Befestigungssysteme sind nur die Basis. Die eigentliche Gefahr lauert im Detail, in kleinen, unscheinbaren Fehlern, die sich in den Alltag einschleichen.

Die entscheidende Wahrheit ist: Ein Kindersitz ist kein passives Möbelstück, sondern ein aktives physikalisches System. Man kann es sich wie eine Sicherheitskette vorstellen, bei der jedes Glied – vom passenden Sitz über die feste Montage im Auto bis hin zum korrekt angelegten Gurt am Kind – perfekt ineinandergreifen muss. Ist auch nur ein einziges Glied schwach oder gebrochen, versagt im Ernstfall die gesamte Kette. Die Schutzwirkung bricht zusammen, und der teuerste Sitz wird nutzlos.

Dieser Leitfaden geht daher bewusst einen Schritt weiter als herkömmliche Ratgeber. Wir erklären nicht nur, *was* Sie tun müssen, sondern vor allem, *warum*. Wir decken die unsichtbare Physik hinter den häufigsten Anwenderfehlern auf und zeigen Ihnen, wie Sie eine kompromisslose Sicherheitskette für Ihr Kind schaffen. Denn echte Sicherheit ist keine einmalige Entscheidung, sondern eine bewusste, alltägliche Routine.

Um Ihnen eine klare und strukturierte Übersicht zu bieten, haben wir diesen Artikel in logische Abschnitte unterteilt. Jeder Teil widmet sich einem kritischen Aspekt der Kindersicherheit im Auto, von der korrekten Montage bis zur Vermeidung kostspieliger Strafen.

Warum falsch montierte Kindersitze bei Unfällen keinen Schutz bieten

Die schockierende Realität zuerst: Eine Analyse des ADAC zeigt, dass nur jeder dritte Kindersitz ordnungsgemäß befestigt ist. Zwei von drei Kindern sind also trotz vorhandenem Sitz einem massiv erhöhten Verletzungsrisiko ausgesetzt. Der Grund dafür liegt in der Physik des Aufpralls. Ein Kindersitz funktioniert nur dann, wenn er eine quasi starre Einheit mit der Fahrzeugkarosserie bildet. Nur so kann die im Crashfall entstehende immense Bewegungsenergie kontrolliert über die Sitzstruktur und die Gurte abgebaut und vom empfindlichen Kinderkörper ferngehalten werden. Dieses Prinzip nennt man Energieableitung.

Ist der Sitz jedoch locker – sei es durch eine falsche Gurtführung oder nicht eingerastete Isofix-Konnektoren – entsteht eine gefährliche Lücke in dieser Sicherheitskette. Im Moment des Aufpralls wird der lose Sitz selbst zum Geschoss, bevor er abrupt von den Gurten gestoppt wird. Diese zusätzliche, unkontrollierte Bewegung erzeugt extreme Spitzenkräfte, die direkt auf das Kind einwirken. Das Resultat sind schwere Verletzungen, die bei korrekter Montage vermeidbar gewesen wären.

Detailaufnahme eines falsch montierten Kindersitzes mit Gurtlose

Ein dramatisches Beispiel zeigt ein ADAC-Crashtest, bei dem ein Sitzmodell gravierende Mängel offenbarte. Die Folgen einer fehlerhaften Konstruktion, die einer fehlerhaften Montage gleichkommt, sind verheerend: Beim simulierten Frontalcrash brach der Stützfuß, die Sitzschale riss sich von der Basis los und schleuderte mitsamt dem Dummy nach vorne. Dies verdeutlicht, was passiert, wenn die Sicherheitskette bricht: Der Schutzmechanismus versagt komplett und kann die Verletzungsgefahr sogar erhöhen.

Wie Sie in 7 Schritten den richtigen Kindersitz für Ihr Kind finden

Die Auswahl des perfekten Kindersitzes ist ein methodischer Prozess, kein Glücksspiel. Anstatt sich von Angeboten oder Designs leiten zu lassen, sollten Sie systematisch vorgehen, um die Sicherheitskette von Anfang an stabil aufzubauen. Die folgenden sieben Schritte führen Sie sicher ans Ziel und stellen sicher, dass der Sitz nicht nur zum Kind, sondern auch perfekt zu Ihrem Fahrzeug und Lebensstil passt.

  1. Größe und Gewicht des Kindes exakt messen: Dies ist der Ausgangspunkt. Moderne i-Size-Sitze (UN R129) orientieren sich an der Körpergröße, ältere Modelle (ECE R44/04) am Gewicht. Seien Sie hier präzise.
  2. Fahrzeug auf Isofix prüfen: Schauen Sie in die Bedienungsanleitung Ihres Autos oder fühlen Sie im Spalt zwischen Sitzfläche und Rückenlehne nach den Metallbügeln. Seit 2013 ist Isofix bei Neuwagen Pflicht. Diese Information ist entscheidend für die Wahl des Befestigungssystems.
  3. Zwischen i-Size (R129) und ECE R44/04 Norm entscheiden: Die i-Size-Norm ist der modernere Standard mit strengeren Crashtests (inkl. Seitenaufprall) und einer längeren Pflicht zum Rückwärtsfahren. Wenn möglich, sollten Sie immer einen i-Size-Sitz bevorzugen.
  4. Aktuelle Testergebnisse konsultieren: Unabhängige Tests von Organisationen wie ADAC und Stiftung Warentest sind unerlässlich. Sie prüfen über die gesetzlichen Mindestanforderungen hinaus auf Sicherheit, Bedienung, Ergonomie und Schadstoffgehalt. Eine aktuelle Analyse zeigt: Von 24 getesteten Sitzen erhielten 15 die Note ‚GUT‘, was die große Bandbreite an Qualität verdeutlicht.
  5. Probesitzen und Probeeinbau: Dies ist der wichtigste Schritt. Fahren Sie mit Ihrem Kind und Ihrem Auto zum Fachhändler. Testen Sie, ob das Kind bequem sitzt und ob sich der Sitz problemlos und fest in Ihrem Fahrzeug installieren lässt. Achten Sie auf Gurtlängen und die Passform am Autositz.
  6. Einbau von Fachpersonal zeigen lassen: Lassen Sie sich den korrekten Einbau von einem geschulten Verkäufer demonstrieren. Stellen Sie Fragen und probieren Sie es unter Aufsicht selbst aus.
  7. Bedienungsanleitung gründlich lesen und aufbewahren: Die Anleitung ist der „Führerschein“ für Ihren Kindersitz. Lesen Sie sie komplett und bewahren Sie sie griffbereit im Auto auf.

Isofix oder Gurtbefestigung: welches System bei Ihrem Auto und Kind sicherer ist

Die Entscheidung zwischen Isofix und der Befestigung mit dem Fahrzeuggurt ist eine der grundlegendsten bei der Kindersitzwahl. Technisch gesehen geht es um eine simple Frage: Wie wird der Kindersitz fest mit dem Auto verbunden? In der Praxis ist es jedoch eine entscheidende Abwägung über das Fehlbedienungsrisiko. Isofix bietet eine starre, standardisierte Verbindung über zwei Rastarme, die in die dafür vorgesehenen Ösen der Fahrzeugkarosserie einrasten. Die Gurtbefestigung nutzt den vorhandenen 3-Punkt-Gurt des Fahrzeugs, der durch spezielle Führungen am Kindersitz gefädelt wird.

Der entscheidende Vorteil von Isofix ist die drastisch reduzierte Fehlerquote. Ein Klicken signalisiert die korrekte Verankerung, was die Montage fast idiotensicher macht. Bei der Gurtbefestigung lauern hingegen viele Fehlerquellen. Wie Andreas Bergmeier vom Deutschen Verkehrssicherheitsrat (DVR) warnt, ist das Hauptproblem die Gurtlose:

In den meisten Fällen wird der Gurt nicht richtig nachgezogen, nachdem er durch die Führungen am Kindersitz gefädelt wurde. Dann sitzt er zu locker – mit möglicherweise gravierenden Folgen. Auch die Fünfpunkt-Gurte, die im Sitz integriert sind, sind oft viel zu locker.

– Andreas Bergmeier, Deutscher Verkehrssicherheitsrat (DVR)

Die folgende Tabelle fasst die wichtigsten Unterschiede zusammen und hilft bei der Entscheidung. Sie basiert auf einer umfassenden Analyse der Befestigungssysteme.

Vergleich Isofix vs. Gurtbefestigung
Kriterium Isofix-System Gurtbefestigung
Fehlermontage-Risiko Sehr gering Höher (fehleranfälliger)
Einbau-Geschwindigkeit Schnell (Einrasten) Zeitaufwändiger
Fahrzeug-Kompatibilität Nur neuere Fahrzeuge (ab 2013 Pflicht) Alle Fahrzeuge mit 3-Punkt-Gurt
Flexibilität Nur in Isofix-Fahrzeugen In mehreren Fahrzeugen nutzbar
Sicherheit laut Experten Höher bei korrekter Montage Gut bei korrekter Gurtführung

Fazit: Wenn Ihr Fahrzeug über Isofix verfügt und Sie den Sitz nicht ständig zwischen Autos ohne Isofix wechseln müssen, ist das Isofix-System aufgrund des minimierten Anwenderfehlers fast immer die sicherere Wahl. Es schafft eine zuverlässigere Verbindung in der Sicherheitskette.

Der Winterjacken-Fehler: warum dicke Kleidung den Kindersitz-Schutz um 70 % reduziert

Es ist einer der häufigsten und zugleich gefährlichsten Fehler in der kalten Jahreszeit: das Kind mit einer dicken Winterjacke oder einem Schneeanzug im Kindersitz anzuschnallen. Was bequem und warm erscheint, ist in Wahrheit eine tickende Zeitbombe. Der Grund ist der sogenannte Kompressions-Effekt. Die flauschige Wattierung der Jacke besteht zu großen Teilen aus Luft. Bei einem Aufprall wird diese Luft schlagartig aus dem Material gepresst, die Jacke komprimiert auf wenige Millimeter Dicke. Dadurch entsteht zwischen dem Kinderkörper und dem Gurt ein gefährlicher Freiraum von mehreren Zentimetern – die fatale „Gurtlose“.

Durch diesen Gurt-Slack kann der Gurt nicht sofort greifen und den Körper zurückhalten. Das Kind wird zunächst ungebremst nach vorne geschleudert, bis der Gurt mit einem harten Ruck auf den bereits beschleunigten Körper trifft. Dies führt zu extrem hohen Belastungswerten. Crashtests der schwedischen Versicherung Folksam zeigten alarmierende Ergebnisse: Bei einem nicht fest anliegenden Gurt steigt die Nackenbelastung um 14 Prozent, die Kopfbelastung um 26 Prozent und die Brustbelastung sogar um 62 Prozent. Im schlimmsten Fall kann das Kind sogar aus dem Gurt rutschen.

Sicherheitsdemonstration der Gurtlose bei Winterkleidung im Kindersitz

Die korrekte Vorgehensweise ist kompromisslos: Jacke aus vor dem Anschnallen! Der Gurt muss direkt am Körper anliegen. Um das Kind warm zu halten, gibt es sichere Alternativen:

  • Heizen Sie das Auto vor, bevor das Kind einsteigt.
  • Nutzen Sie den Zwiebellook mit mehreren dünnen Schichten (z.B. aus Fleece).
  • Legen Sie die ausgezogene Jacke oder eine Decke nach dem Anschnallen über das Kind.
  • Verwenden Sie spezielle Kindersitz-Ponchos oder Einschlagdecken, die über das Gurtsystem gelegt werden.

Wann Sie auf die nächste Kindersitz-Gruppe wechseln sollten: die 5 Wechsel-Indikatoren

Ein ebenso kritischer Moment wie der Kauf ist der Wechsel zur nächstgrößeren Sitzgruppe. Ein zu früher Wechsel ist gefährlich, weil ein kleinerer Körper in einem zu großen Sitz nicht ausreichend gehalten wird. Ein zu später Wechsel ist ebenfalls riskant, da der Kopf über die Schale hinausragen und der Gurt nicht mehr korrekt positioniert sein kann. Der Grundsatz lautet: Fahren Sie Ihr Kind so lange wie möglich in der aktuellen Sitzgruppe, insbesondere so lange wie möglich rückwärtsgerichtet (Reboarder), da dies bei einem Frontalaufprall die Belastung für Kopf und Nacken um ein Vielfaches reduziert.

Verlassen Sie sich nicht nur auf das Alter, sondern achten Sie auf diese fünf klaren Wechsel-Indikatoren:

  1. Gewichts- oder Größenlimit erreicht: Überprüfen Sie das am Sitz angebrachte Prüfsiegel (orangefarbenes Etikett). Die dort angegebene Maximalgrenze darf nicht überschritten werden.
  2. Kopf ragt über die Schale: Der Scheitel des Kindes erreicht den oberen Rand der Babyschale oder der Kopfstütze des Kindersitzes. Der Kopf muss immer vollständig von der Schale geschützt sein.
  3. Schultergurte kommen von unten: Bei vorwärtsgerichteten Sitzen müssen die Schultergurte auf Schulterhöhe oder knapp darüber aus der Rückenlehne austreten. Kommen sie von unterhalb der Schultern, ist der Sitz zu klein.
  4. Gurtverlauf passt nicht mehr: Bei Sitzerhöhungen (Gruppe 2/3) muss der Diagonalgurt mittig über die Schulter und das Schlüsselbein verlaufen, nicht am Hals.
  5. Kind kann sich selbst befreien: Wenn das Kind wiederholt den Gurt öffnet oder sich herauswindet, kann ein altersgerechteres System mit anderer Gurtführung nötig sein.

Die ältere ECE-R44-Norm teilt Sitze nach Gewicht ein. Obwohl die i-Size-Norm (nach Größe) moderner ist, sind diese Sitze weiterhin zugelassen und verbreitet.

Kindersitz-Gruppen nach Gewicht und Alter (ECE R44/04)
Gruppe Gewicht Ungefähres Alter Besonderheiten
Gruppe 0 bis 10 kg Geburt – 9 Monate Babyschale, rückwärts
Gruppe 0+ bis 13 kg Geburt – 15 Monate Babyschale, rückwärts
Gruppe 1 9 – 18 kg 9 Monate – 4 Jahre Kindersitz mit Gurtsystem
Gruppe 2 15 – 25 kg 3 – 7 Jahre Sitzerhöhung mit Rückenlehne
Gruppe 3 22 – 36 kg 6 – 12 Jahre Sitzerhöhung

Die gesetzliche Kindersitzpflicht endet, wenn einer von zwei Faktoren eintritt. Laut ADAC-Jurist Bastian Metzger gilt: „Die Straßenverkehrsordnung (StVO) regelt, bis zu welcher Größe und welchem Alter der Kindersitz vorgeschrieben ist. Kinder dürfen ab dem 12. Geburtstag oder wenn sie größer als 1,50 Meter sind, ohne Kindersitz im Fahrzeug mitfahren – natürlich aber mit Sicherheitsgurt.“

Kompaktvan, Kombi oder SUV: welcher Typ bei 2 Kindern und monatlicher Baumarktfahrt ideal ist

Die Wahl des Kindersitzes ist nur ein Teil der Gleichung. Der andere Teil ist das Fahrzeug selbst. Besonders für Familien mit zwei oder mehr Kindern wird der verfügbare Platz schnell zum entscheidenden Kriterium, das weit über den reinen Kofferraum hinausgeht. Die Kompatibilität von Kindersitzen mit der Rückbank ist eine häufig unterschätzte Herausforderung. Nicht jeder Pkw, der nominell fünf Sitzplätze hat, kann auch drei Kindersitze sicher aufnehmen – oft nicht einmal zwei Kindersitze und einen Erwachsenen bequem.

Das Hauptproblem ist oft der mittlere Sitzplatz im Fond. Bei vielen Limousinen, Kombis und SUVs ist dieser deutlich schmaler, hat eine erhöhte Sitzfläche und verfügt selten über Isofix-Verankerungen. Der Einbau eines Kindersitzes ist dort oft unmöglich oder unsicher. Selbst mit zwei Sitzen auf den Außenpositionen kann der Platz für einen Passagier in der Mitte oder für den monatlichen Großeinkauf aus dem Baumarkt eng werden.

Praxistest: Drei Kindersitze in verschiedenen Fahrzeugtypen

Tests von Automobilexperten bestätigen die Problematik. Kompliziert wird es, wenn mehr als zwei Kindersitze auf der Rückbank untergebracht werden müssen. Oftmals ist der Mittelplatz im Fond dafür zu schmal ausgeführt, auch Isofix-Ösen sind hier selten zu finden. Ausnahmen gibt es: Einige große SUV, aber auch Familien-Vans oder Hochdachkombis wie der VW Touran oder Citroën Berlingo sind mit drei vollwertigen Einzelsitzen in der zweiten Reihe ausgestattet. Nur diese Fahrzeugtypen erlauben in der Regel die sichere und vorschriftsmäßige Montage von drei Kindersitzen nebeneinander.

Für eine Familie mit zwei Kindern, die regelmäßig sperrige Gegenstände transportiert, ist daher nicht nur die Kofferraumgröße (Literangabe) entscheidend. Ein Kombi bietet oft eine lange, aber flache Ladefläche. Ein SUV punktet mit Höhe, hat aber oft eine hohe Ladekante. Ein Kompaktvan oder Hochdachkombi ist hier oft der unbesungene Held: Er kombiniert eine breite, variable Rückbank mit einem kubischen, leicht zu beladenden Kofferraum und maximaler Innenraumhöhe. Für die Kombination aus Kindersicherheit und Alltagsnutzen ist dieser Fahrzeugtyp oft die intelligenteste Wahl.

Wann Sie Kindersitze, Winterreifen oder Schneeketten mitführen müssen

Die Verantwortung für die Sicherheit im Auto endet nicht an der deutschen Grenze. Wer mit Kindern ins Ausland reist, muss sich zwingend mit den dort geltenden Vorschriften vertraut machen. Diese betreffen nicht nur die Kindersitzpflicht, sondern auch saisonale Ausrüstung wie Winterreifen und Schneeketten. Unwissenheit schützt nicht vor Strafe und, was noch wichtiger ist, gefährdet die Sicherheit der Familie. In Deutschland ist die Rechtslage klar: Ein Verstoß gegen die Kindersitzpflicht wird geahndet. Laut den aktuellen Bußgeldsätzen wird die Mitnahme eines Kindes ohne jede Sicherung mit 60 Euro bestraft; bei mehreren ungesicherten Kindern sind es 70 Euro und ein Punkt in Flensburg.

Im europäischen Ausland können die Regeln und Strafen jedoch stark variieren. Während in Deutschland die Kindersitzpflicht bis 1,50 m Körpergröße oder zum 12. Geburtstag gilt, endet sie in unserem Nachbarland Österreich bereits bei 1,35 m. Auch die Vorschriften für Winterbereifung sind unterschiedlich: In Deutschland gilt eine situative Pflicht (bei Glätte, Schnee, Matsch), in anderen Ländern kann sie datumsbasiert sein. Auf Alpenpässen kann sogar eine Schneekettenpflicht bestehen, selbst wenn die Fahrbahn frei ist.

Ihre Checkliste: Sicher mit Kindern im Ausland unterwegs

  1. Kindersitz-Norm prüfen: Stellen Sie sicher, dass Ihr Sitz eine gültige ECE-Prüfnummer hat. Deutsche Kindersitze (mit ECE-Prüfsiegel) sind in der Regel in der gesamten EU, also auch in Österreich und der Schweiz, zugelassen.
  2. Länderspezifische Regeln recherchieren: Informieren Sie sich vor Reiseantritt über die genauen Vorschriften zur Kindersitzpflicht (Größen-/Altersgrenzen) im Zielland und in allen Transitländern.
  3. Winterausrüstung kontrollieren: Prüfen Sie die Winterreifenpflicht (situativ vs. datumsbasiert) und ob in Ihrer Reiseregion eine Schneeketten-Mitführpflicht besteht.
  4. Mietwagen-Falle vermeiden: Mieten Sie Kindersitze nur bei renommierten Anbietern. Oft ist es sicherer und günstiger, den eigenen, vertrauten Sitz im Flugzeug als Sperrgepäck aufzugeben.
  5. Dokumente und Anleitungen mitführen: Nehmen Sie eine Kopie der Kindersitz-Bedienungsanleitung mit, um bei einer Kontrolle den korrekten Einbau nachweisen zu können.

Eine gute Vorbereitung ist der beste Schutz vor unliebsamen Überraschungen und gefährlichen Situationen im Ausland. Die Einhaltung der Vorschriften ist ein unverzichtbares Glied in der Sicherheitskette.

Das Wichtigste in Kürze

  • Ein falsch montierter Sitz ist nutzlos. Die feste Verbindung zum Auto (Isofix oder straffer Gurt) ist entscheidend für die Energieableitung.
  • Der „Winterjacken-Fehler“ ist lebensgefährlich. Dicke Kleidung komprimiert im Crash und erzeugt eine fatale Gurtlose.
  • Wechseln Sie erst zur nächsten Sitzgruppe, wenn die aktuelle wirklich zu klein ist, nicht früher. Der Kopf darf niemals über die Schale hinausragen.

Wie Sie alle Verkehrssicherheits-Vorschriften erfüllen und 750 € Bußgelder vermeiden

Die Einhaltung aller Sicherheitsvorschriften rund um den Kindertransport ist mehr als nur eine gesetzliche Pflicht – es ist der Ausdruck höchster Verantwortung. Wie wir gesehen haben, bildet die korrekte Anwendung der Regeln eine lückenlose Sicherheitskette, die im Ernstfall über Leben und Gesundheit entscheidet. Von der Wahl des richtigen Sitzes über die fehlerfreie Montage bis hin zur Vermeidung alltäglicher Fehler wie der Winterjacke im Auto – jeder Aspekt trägt zum Gesamtschutz bei. Die Missachtung dieser Regeln wird nicht nur durch ein erhöhtes Verletzungsrisiko, sondern auch durch empfindliche Bußgelder bestraft, die in Summe schnell mehrere hundert Euro erreichen können.

Die Verantwortung liegt dabei immer klar beim Fahrer des Fahrzeugs. Es reicht nicht, einen teuren Sitz zu besitzen. Man muss ihn verstehen, beherrschen und täglich korrekt anwenden. Sicherheit ist ein aktiver Prozess, keine einmalige Anschaffung. Das Wissen um die physikalischen Prinzipien der Energieableitung und die Risiken von Anwenderfehlern verwandelt Sie von einem besorgten Elternteil in einen kompetenten Sicherheitsmanager für Ihr Kind. Jeder Handgriff, jeder prüfende Blick auf den Gurtverlauf ist ein aktiver Beitrag zur Stärkung der Sicherheitskette.

Nehmen Sie sich dieses Wissen zu Herzen und machen Sie die Sicherheitschecks zur unumstößlichen Routine. Ein kurzer Ruck am montierten Sitz, um die Festigkeit zu prüfen, und der „Zwei-Finger-Test“, um die Gurtstraffung am Kind zu kontrollieren, dauern nur wenige Sekunden. Es sind diese Sekunden, die im entscheidenden Moment den Unterschied ausmachen.

Machen Sie den Sicherheitscheck vor jeder einzelnen Fahrt zu Ihrer wichtigsten Routine. Ihre Aufmerksamkeit und Ihr Wissen sind der entscheidende Gurt, der Ihr Kind wirklich schützt. Handeln Sie jetzt und etablieren Sie diese lebensrettenden Gewohnheiten.

Häufig gestellte Fragen zur Kindersitzpflicht in Deutschland

Ab wann dürfen Kinder ohne Kindersitz mitfahren?

Kinder dürfen ab dem 12. Geburtstag oder wenn sie größer als 1,50 Meter sind, ohne Kindersitz im Fahrzeug mitfahren.

Bekomme ich Punkte in Flensburg bei Verstößen?

Ja, bei Mitnahme mehrerer Kinder ohne Kindersitz gibt es einen Punkt in Flensburg zusätzlich zum Bußgeld.

Wer haftet bei falscher Kindersicherung?

Verantwortlich für die korrekte Sicherung von Kindern im Fahrzeug ist immer die Person am Steuer.

Geschrieben von Julia Richter, Julia Richter ist unabhängige Fahrzeugauswahl-Beraterin mit 12 Jahren Erfahrung darin, Autokäufer bei der Wahl des passenden Fahrzeugtyps für ihre individuelle Lebenssituation zu unterstützen. Sie analysiert Nutzungsprofile und vermittelt zwischen emotionalen Wünschen und rationalen Anforderungen.