
Zusammenfassend:
- Vertrauen Sie nicht blind Werkstattempfehlungen; viele Wechsel erfolgen aus wirtschaftlichen, nicht technischen Gründen zu früh.
- Lernen Sie einfache, 10-minütige Selbstchecks (1-Euro-Münze-Trick, Sichtprüfung der Bremsen), um den wahren Verschleiß zu beurteilen.
- Das Reifenalter (max. 6 Jahre) ist oft wichtiger als die Restprofiltiefe, da Materialermüdung den Bremsweg drastisch verlängert.
- Nutzen Sie eine Kilometerprognose, um Wechsel vorausschauend zu planen und Kosten sowie Sicherheitsrisiken zu minimieren.
Jeder sicherheitsbewusste Autofahrer in Deutschland kennt das Gefühl: Man bringt das Auto zur Inspektion und erhält einen Anruf mit der Empfehlung, die Bremsen oder Reifen zu erneuern. Sofort stellen sich zwei Fragen: „Ist das wirklich schon nötig oder will die Werkstatt nur Geld verdienen?“ und „Was passiert, wenn ich es nicht tue?“. Viele verlassen sich dann auf das Urteil des Mechanikers, oft aus Unsicherheit. Die gängigen Ratschläge, auf Geräusche zu hören oder das Fahrverhalten zu beobachten, sind zwar richtig, aber oft zu unpräzise und reaktiv.
Die meisten Ratgeber kratzen nur an der Oberfläche, indem sie gesetzliche Mindestprofiltiefen zitieren oder vage Symptome beschreiben. Doch was wäre, wenn der Schlüssel zu echter Sicherheit und Kosteneffizienz nicht im blinden Vertrauen, sondern in Ihrem eigenen, fundierten Urteil läge? Wenn Sie die Fähigkeit hätten, die physikalischen Grenzwerte von Bremsen und Reifen selbst zu verstehen und den Verschleiß proaktiv einzuschätzen? Genau darum geht es in diesem Leitfaden. Wir gehen über die Standardtipps hinaus und geben Ihnen das Wissen eines Kfz-Meisters an die Hand.
Dieser Artikel führt Sie vom reinen Fahrzeughalter zum informierten Partner Ihrer Werkstatt. Sie lernen, wie Sie unnötige Kosten identifizieren, kritische Warnsignale frühzeitig erkennen und strategische Entscheidungen für Ihre Sicherheit treffen. Anstatt nur auf Probleme zu reagieren, werden Sie in der Lage sein, die Lebensdauer Ihrer wichtigsten Verschleißteile vorausschauend zu planen und bei jedem Werkstattbesuch die richtigen Fragen zu stellen. So sparen Sie nicht nur Geld, sondern gewinnen vor allem das unbezahlbare Gefühl echter Kontrolle über Ihre Fahrsicherheit.
Um Ihnen einen klaren Überblick über die entscheidenden Aspekte zu geben, ist dieser Artikel in logische Abschnitte unterteilt. Jeder Teil konzentriert sich auf einen spezifischen Bereich, von der kritischen Prüfung von Werkstattkosten bis hin zur Erfüllung aller TÜV-Anforderungen.
Inhaltsverzeichnis: Der Weg zum sicheren und kosteneffizienten Fahren
- Warum 50 % der Bremsenwechsel in deutschen Werkstätten zu früh durchgeführt werden
- Wie Sie in 10 Minuten Bremsbeläge, Bremsscheiben und Reifenprofil selbst kontrollieren
- Ganzjahresreifen oder Saisonwechsel: die beste Wahl bei 18.000 km in Süddeutschland
- Der Alters-Irrtum: warum Reifen nach 6 Jahren gewechselt werden müssen, auch bei 4 mm Profil
- Wann Sie Bremsen und Reifen wechseln sollten: die Kilometerprognose-Methode
- Wann Sie Bremsen, Reifen und Batterie tauschen sollten: die 7 Warnsignale
- Wie Sie in 12 Punkten Ihr Auto TÜV-ready machen und Durchfall vermeiden
- Wie Sie alle Verkehrssicherheits-Vorschriften erfüllen und 750 € Bußgelder vermeiden
Warum 50 % der Bremsenwechsel in deutschen Werkstätten zu früh durchgeführt werden
Ein häufiger Grund für verfrühte Bremsenwechsel ist der Interessenkonflikt einer Werkstatt, die nicht nur berät, sondern auch verkauft. Oft wird bereits bei einer Restbelagstärke von drei oder vier Millimetern zum Tausch geraten, obwohl die absolute Verschleißgrenze bei zwei Millimetern liegt. Dies schafft ein Puffergeschäft, das für den Kunden nicht immer notwendig ist. Ein weiterer Aspekt ist die Empfehlung teurer Original-Ersatzteile (OEM). Dabei zeigen unabhängige Tests immer wieder, dass hochwertige Zubehörteile eine ebenbürtige Leistung zu einem deutlich geringeren Preis bieten. Laut einer Untersuchung des ADAC können Kunden mit Markenprodukten aus dem Zubehörhandel bis zu 60% sparen, ohne Kompromisse bei der Sicherheit einzugehen.
Zudem wird oft pauschal der Tausch von Bremsscheiben und -belägen empfohlen, obwohl vielleicht nur die Beläge verschlissen sind. Eine Bremsscheibe hält in der Regel zwei bis drei Sätze Bremsbeläge aus, solange sie ihre Mindestdicke nicht unterschritten hat und keine tiefen Riefen oder Risse aufweist. Als mündiger Kunde haben Sie das Recht, diese Punkte kritisch zu hinterfragen und sich die Notwendigkeit jeder einzelnen Maßnahme belegen zu lassen. Ein Kostenvoranschlag ist eine Empfehlung, keine unumstößliche Anweisung. Mit dem richtigen Wissen können Sie ein fundiertes Gespräch mit dem Werkstattmeister führen und eine Entscheidung treffen, die sowohl sicher als auch wirtschaftlich vernünftig ist.
Checkliste: So prüfen Sie einen Kostenvoranschlag für Bremsen kritisch
- Exakte Werte erfragen: Fragen Sie nach der genauen Restbelagstärke in Millimetern. Unter zwei Millimetern ist ein Wechsel zwingend.
- Verschleiß belegen lassen: Bitten Sie darum, Ihnen die verschlissenen Teile (Beläge und Scheiben) direkt am Fahrzeug zu zeigen und die Mängel zu erklären.
- Umfang klären: Klären Sie, ob nur die Beläge oder auch die Scheiben getauscht werden müssen und warum. Fragen Sie nach der aktuellen Dicke der Bremsscheiben im Vergleich zur Mindestdicke.
- Preise vergleichen: Holen Sie sich ein zweites Angebot. Die Kosten für den Wechsel der Bremsbeläge pro Achse variieren laut Fachpresse stark, oft zwischen 150 und 400 Euro.
- Alternativen ansprechen: Fragen Sie aktiv, ob anstelle teurer Originalteile auch qualitativ gleichwertige Markenzubehörteile verwendet werden können, um Kosten zu senken.
Wie Sie in 10 Minuten Bremsbeläge, Bremsscheiben und Reifenprofil selbst kontrollieren
Sie benötigen keine Hebebühne, um sich einen ersten, aber aussagekräftigen Überblick über den Zustand Ihrer Reifen und Bremsen zu verschaffen. Die wichtigste Messung an Ihren Reifen, die Profiltiefe, können Sie mit einem einfachen Trick durchführen: Nehmen Sie eine 1-Euro-Münze. Der goldene Rand der Münze ist exakt drei Millimeter breit. Stecken Sie die Münze in die Hauptrillen des Reifens. Verschwindet der goldene Rand komplett im Profil, haben Sie noch ausreichend Sicherheitsreserve. Ist der goldene Rand sichtbar, nähern Sie sich der kritischen Marke von 3 mm, unter der die Haftung bei Nässe bereits deutlich nachlässt. Gesetzlich vorgeschrieben sind zwar nur 1,6 mm, doch aus Sicherheitssicht ist das zu wenig.

Die Bremsenkontrolle erfordert ein gutes Auge. Schlagen Sie die Räder voll ein, um einen Blick auf die vorderen Bremssättel und -scheiben zu werfen. Leuchten Sie mit einer Taschenlampe durch die Felgen. Sie sehen den Bremssattel, der die Bremsscheibe umschließt. Zwischen Sattel und Scheibe sitzen die Bremsbeläge. Ist der Belag dünner als der metallische Träger, auf dem er befestigt ist (deutlich unter 5 mm), steht ein Wechsel bald an. Untersuchen Sie auch die Oberfläche der Bremsscheibe: Ist sie glatt oder hat sie tiefe Riefen (tiefere Rillen)? Fühlen sich die Riefen mit dem Fingernagel tiefer als 1,5 mm an, ist die Scheibe wahrscheinlich verschlissen. Auch bläuliche Verfärbungen (Überhitzung) oder sichtbare Risse sind ein klares Warnsignal.
Fallstudie: Der TÜV-Prüfer-Blick auf die Bremsscheibe
Bei der Hauptuntersuchung folgen Prüfer einem klaren Protokoll, das Sie als Vorbild nutzen können. Laut TÜV-Süd achten Prüfer bei der visuellen Inspektion gezielt auf drei Hauptmängel an der Bremsscheibe: tiefe Riefen (mehr als 1,5 mm), Haarrisse, die oft vom Rand ausgehen, und bläuliche Verfärbungen, die auf eine thermische Überlastung hindeuten. Das Vorhandensein auch nur eines dieser Merkmale kann bereits zur Verweigerung der Plakette führen, da es die Bremsleistung und Hitzebeständigkeit beeinträchtigt. Der aktuelle TÜV-Report zeigt, dass die Quote erheblicher Mängel an Fahrzeugen konstant hoch bleibt, wobei Bremsen eine der Hauptursachen sind.
Ganzjahresreifen oder Saisonwechsel: die beste Wahl bei 18.000 km in Süddeutschland
Die Entscheidung zwischen Ganzjahresreifen und dem klassischen Wechsel zwischen Sommer- und Winterreifen ist mehr als eine Glaubensfrage. Sie ist eine wirtschaftliche und sicherheitsrelevante Abwägung, die stark von Ihrem Fahrprofil und Ihrer Region abhängt. Für einen Fahrer mit einer Jahresleistung von 18.000 km im schneereichen Süddeutschland, wo die Winterreifenpflicht mit Alpine-Symbol strikt gilt, stellt sich die Frage besonders pointiert. Moderne Ganzjahresreifen sind ein guter Kompromiss, aber sie haben Grenzen. Im Sommer führen sie durch ihre weichere Gummimischung zu einem leicht erhöhten Verbrauch und Verschleiß, im Winter erreichen sie bei extremen Bedingungen (Tiefschnee, Eis) nicht die Performance eines echten Spezialisten.
Die Kostenseite ist jedoch ein starkes Argument für den Ganzjahresreifen. Sie sparen sich nicht nur die Anschaffung eines zweiten Reifensatzes, sondern auch die halbjährlichen Kosten für Umstecken und Einlagerung. Über einen Zyklus von vier Jahren können sich diese Einsparungen auf mehrere hundert Euro summieren. Der folgende Kostenvergleich, basierend auf ADAC-Daten, verdeutlicht das Potenzial.
| Kostenart | Ganzjahresreifen (4 Jahre) | Sommer-/Winterreifen (4 Jahre) |
|---|---|---|
| Reifenkosten | 400-600€ (1 Satz) | 800-1200€ (2 Sätze) |
| Einlagerung | 0€ | 320€ (8x 40€) |
| Umstecken | 0€ | 320€ (8x 40€) |
| Mehrverbrauch | ca. 200€ | 0€ |
| Gesamtkosten | 600-800€ | 1440-1840€ |
Für den genannten Fahrertyp in Süddeutschland ist die Abwägung klar: Wer maximale Sicherheit bei allen Wetterextremen priorisiert und häufig in alpinen Regionen unterwegs ist, für den bleibt der Saisonwechsel die erste Wahl. Wer jedoch hauptsächlich in städtischen und geräumten Gebieten fährt und eine signifikante Kostenersparnis anstrebt, für den ist der Ganzjahresreifen eine sehr attraktive und mittlerweile sichere Alternative. Wichtig ist in jedem Fall, die gesetzlichen Vorschriften zu beachten.
Bei winterlichen Straßenverhältnissen sind M+S-Reifen mit Alpinsymbol Pflicht. Wer ohne unterwegs ist, riskiert 60 Euro Bußgeld und einen Punkt in Flensburg.
– ADAC Rechtsabteilung, ADAC Winterreifenpflicht-Ratgeber 2024
Der Alters-Irrtum: warum Reifen nach 6 Jahren gewechselt werden müssen, auch bei 4 mm Profil
Einer der gefährlichsten Irrtümer unter Autofahrern ist die Annahme, ein Reifen sei gut, solange die Profiltiefe stimmt. Das ist falsch. Ein Reifen altert nicht nur durch Abrieb, sondern auch durch Materialermüdung. UV-Strahlung, Temperaturschwankungen und Sauerstoff machen die Gummimischung mit der Zeit hart und spröde. Die Weichmacher, die für die Haftung sorgen, entweichen. Das Ergebnis: Auch ein Reifen mit scheinbar gutem Profil von 4 mm kann auf nasser Fahrbahn gefährlich werden, weil er nicht mehr die nötige Flexibilität hat, um sich mit dem Asphalt zu „verzahnen“.

Die Konsequenzen sind dramatisch, wie Tests des ADAC belegen. Der Bremsweg verlängert sich signifikant. Eine Untersuchung ergab, dass sich der Bremsweg eines sieben Jahre alten Reifens mit 4 mm Restprofil auf nasser Fahrbahn bei 80 km/h um bis zu zwei Fahrzeuglängen gegenüber einem zwei Jahre alten Reifen mit gleichem Profil verlängern kann. Das ist der Unterschied zwischen einem sicheren Anhalten und einem schweren Unfall. Aus diesem Grund empfehlen Experten und auch der TÜV einstimmig, Reifen unabhängig von der Profiltiefe nach spätestens sechs bis acht Jahren auszutauschen.
Das Alter Ihres Reifens können Sie ganz einfach selbst überprüfen. An der Reifenflanke finden Sie die sogenannte DOT-Nummer. Dies ist ein Code, dessen letzte vier Ziffern Produktionswoche und -jahr angeben. Die Ziffernfolge „2522“ bedeutet beispielsweise, dass der Reifen in der 25. Kalenderwoche des Jahres 2022 hergestellt wurde. Achten Sie beim Reifenkauf und bei der regelmäßigen Kontrolle auf dieses Datum. Ein vermeintliches Schnäppchen kann sich als Sicherheitsrisiko entpuppen, wenn der Reifen bereits mehrere Jahre im Lager lag.
Wann Sie Bremsen und Reifen wechseln sollten: die Kilometerprognose-Methode
Anstatt von Warnleuchten oder Werkstattanrufen überrascht zu werden, können Sie den Verschleiß Ihrer Reifen und Bremsen proaktiv managen. Die Kilometerprognose-Methode ist ein einfaches Werkzeug, um die verbleibende Lebensdauer abzuschätzen. Dafür benötigen Sie lediglich zwei Messungen im Abstand von beispielsweise 10.000 Kilometern. Notieren Sie sich bei einem Reifenwechsel oder heute den aktuellen Kilometerstand und messen Sie die Profiltiefe Ihrer Reifen an der am stärksten abgenutzten Stelle.
Angenommen, Ihr neuer Reifen hat 8 mm Profil. Nach 10.000 km messen Sie nach und stellen fest, dass noch 7 mm übrig sind. Sie haben also 1 mm Profil auf 10.000 km „verbraucht“. Ihr Sicherheitsziel sollte die empfohlene Mindestprofiltiefe von 3 mm (Winterreifen 4 mm) sein, nicht das gesetzliche Minimum von 1,6 mm. In diesem Beispiel haben Sie noch 4 mm „Restprofil“ bis zum Sicherheitsziel (7 mm – 3 mm). Sie können also grob abschätzen, dass Sie noch etwa 40.000 km fahren können, bevor ein Wechsel aus Sicherheitsgründen ratsam ist.
Für die Bremsen ist die Prognose etwas schwieriger, da der Verschleiß stark vom Fahrstil abhängt (viel Stadtverkehr mit häufigem Bremsen vs. Langstrecke auf der Autobahn). Dennoch können Sie ein ähnliches Prinzip anwenden. Lassen Sie bei einer Inspektion die exakte Restbelagstärke messen und notieren Sie sich diese mit dem Kilometerstand. Ein neuer Bremsbelag hat etwa 10-12 mm Belagstärke. Die Verschleißgrenze liegt bei 2 mm. Wenn Sie bei 50.000 km eine Reststärke von 7 mm haben, haben Sie auf dieser Distanz 3-5 mm verbraucht. Sie können also annehmen, dass die verbleibenden 5 mm (von 7 mm bis 2 mm) für eine ähnliche, wenn nicht sogar längere Strecke ausreichen werden. Diese Methode verwandelt Unsicherheit in eine planbare Größe und gibt Ihnen die Kontrolle zurück.
Wann Sie Bremsen, Reifen und Batterie tauschen sollten: die 7 Warnsignale
Ihr Auto kommuniziert ständig mit Ihnen – Sie müssen nur lernen, die Signale richtig zu deuten. Neben der planmäßigen Kontrolle gibt es klare Warnsignale, die auf einen baldigen oder sofortigen Handlungsbedarf bei Bremsen, Reifen und auch der Batterie hinweisen. Eine einfache Methode zur Einordnung ist das Ampelsystem: Gelb bedeutet „bald prüfen lassen“, Orange „Werkstatttermin vereinbaren“ und Rot „sofort handeln oder anhalten“.
Zu den gelben Signalen gehören ein leichtes Quietschen beim Bremsen (kann auch nur Flugrost sein), ein leicht ungleichmäßiger Reifenverschleiß oder ein etwas träger startender Motor an kalten Tagen. Dies sind erste Anzeichen, die Sie beobachten sollten. Bei orangen Signalen wird es ernster: Ein deutliches Ruckeln oder Pulsieren im Bremspedal, Vibrationen im Lenkrad beim Fahren oder Bremsen deuten auf verzogene Bremsscheiben oder eine Unwucht in den Rädern hin. Fällt die Batteriespannung im Ruhezustand unter 12,4 Volt (messbar mit einem einfachen Multimeter), ist ihre Lebensdauer bald erschöpft.
Rote Signale erfordern sofortige Aufmerksamkeit. Ein lautes, metallisches Schleifgeräusch beim Bremsen bedeutet, dass die Bremsbeläge komplett abgenutzt sind und Metall auf Metall reibt – das zerstört die Bremsscheibe und ist extrem gefährlich. Sichtbare Gewebefäden oder Beulen am Reifen kündigen einen drohenden Platzer an. Und ein kompletter Batterieausfall legt das Fahrzeug lahm. Gerade bei modernen Fahrzeugen, insbesondere E-Autos, ist die Bremsanlage ein kritischer Punkt, da sie durch die Rekuperation oft weniger genutzt wird und anfälliger für Mängel sein kann.
Bei den TÜV-Prüfungen zeigen sich einige antriebstypische Mängel, die für die technische Sicherheit der E-Fahrzeuge relevant sind. Überdurchschnittlich häufig werden Mängel bei der Bremsfunktion festgestellt.
– Dr. Joachim Bühler, TÜV-Verband, TÜV-Report 2024
Wie Sie in 12 Punkten Ihr Auto TÜV-ready machen und Durchfall vermeiden
Die Hauptuntersuchung (HU), umgangssprachlich TÜV-Prüfung, ist für viele Autofahrer eine Zitterpartie. Dabei lassen sich die häufigsten Gründe für das Durchfallen mit einer einfachen Eigenkontrolle im Vorfeld vermeiden. Der aktuelle TÜV-Report zeigt, dass neben der Beleuchtung vor allem Probleme mit den Bremsen und Ölverlust zu den Top-Mängeln gehören. Bei den Reifen sind es vor allem eine zu geringe Profiltiefe, falsche Reifengrößen oder Beschädigungen. Mit einer systematischen Prüfung machen Sie Ihr Auto fit für die HU.
Beginnen Sie mit der Bremsanlage. Führen Sie auf einer leeren, sicheren Straße eine Bremsprobe aus mittlerer Geschwindigkeit durch. Zieht das Auto dabei stark in eine Richtung, ist die Bremswirkung ungleichmäßig – ein schwerer Mangel. Prüfen Sie den Stand der Bremsflüssigkeit im Motorraum; der Behälter hat eine MIN/MAX-Markierung. Die Flüssigkeit selbst sollte klar und hellgelb sein; eine dunkle, trübe Färbung deutet auf Überalterung hin. Testen Sie auch die Handbremse an einer leichten Steigung.
Bei den Reifen sind drei Dinge entscheidend: die Profiltiefe (mindestens 1,6 mm gesetzlich, 3 mm empfohlen), das Reifenalter (nicht älter als 6-8 Jahre, DOT-Nummer prüfen) und der allgemeine Zustand. Suchen Sie nach Rissen, Beulen oder anderen Beschädigungen. Werfen Sie auch einen Blick auf die Bremsschläuche, die zu den Rädern führen. Sind diese porös oder rissig, ist das ein sofortiger Mangel. Vergleichen Sie zuletzt die auf den Reifen montierte Größe mit der Angabe in Ihrer Zulassungsbescheinigung Teil I (Fahrzeugschein). Schon kleine Abweichungen können zum Nichtbestehen der HU führen. Diese 15 Minuten Vorbereitung können Ihnen eine teure und ärgerliche Nachprüfung ersparen.
Das Wichtigste in Kürze
- Selbst prüfen statt blind vertrauen: Nutzen Sie den 1-Euro-Münzen-Trick für Reifen (3 mm Rand) und eine Sichtprüfung für Bremsen (Belagstärke, Riefen), um eine unabhängige Einschätzung zu erhalten.
- Alter vor Profil: Ein Reifen muss nach spätestens 6-8 Jahren ersetzt werden, egal wie gut das Profil noch ist. Die Materialermüdung ist ein unsichtbares, aber enormes Sicherheitsrisiko.
- Werkstattrechnungen hinterfragen: Fordern Sie genaue Messwerte (mm), lassen Sie sich den Verschleiß zeigen und fragen Sie aktiv nach günstigeren Markenzubehörteilen statt teurer Originalteile.
Wie Sie alle Verkehrssicherheits-Vorschriften erfüllen und 750 € Bußgelder vermeiden
Die Wartung von Bremsen und Reifen ist nicht nur eine Frage der Betriebssicherheit, sondern auch eine rechtliche Verpflichtung. Wer die Vorschriften missachtet, riskiert nicht nur seine eigene Sicherheit und die anderer Verkehrsteilnehmer, sondern auch empfindliche Strafen. Der deutsche Bußgeldkatalog sieht für Verstöße im Bereich der Bereifung und Bremsanlage klare Sanktionen vor, die von Bußgeldern bis zu Punkten in Flensburg reichen. Besonders bei der Winterreifenpflicht kennt der Gesetzgeber kein Pardon: Bereits das Fahren bei winterlichen Verhältnissen ohne geeignete Bereifung wird geahndet – kommt es zu einer Behinderung oder Gefährdung, steigen die Strafen deutlich an.
Fahren mit abgefahrenen Reifen (unter 1,6 mm Profil) kostet nicht nur 60 Euro und einen Punkt, sondern kann bei einem Unfall zu weitreichenden versicherungsrechtlichen Problemen führen. Noch gravierender sind die Folgen bei defekten Bremsen. Hier droht nicht nur ein höheres Bußgeld, sondern je nach Schwere des Mangels auch ein Fahrverbot. Die folgende Tabelle gibt einen Überblick über die häufigsten Verstöße und die damit verbundenen Konsequenzen.
| Verstoß | Bußgeld | Punkte | Fahrverbot |
|---|---|---|---|
| Reifen unter 1,6mm Profil | 60€ | 1 | – |
| Fahren ohne Winterreifen bei Winterwetter | 60€ | 1 | – |
| …mit Behinderung | 80€ | 1 | – |
| …mit Gefährdung | 100€ | 1 | – |
| …mit Unfall | 120€ | 1 | – |
| Fahren mit mangelhaften Bremsen | ab 90€ | 1 | möglich |
Die direkten Bußgelder sind jedoch oft nur die Spitze des Eisbergs. Die weitaus größere finanzielle Gefahr lauert im Kleingedruckten Ihrer Versicherungspolice. Bei einem Unfall kann Ihnen grobe Fahrlässigkeit unterstellt werden, wenn Sie wissentlich mit stark verschlissenen sicherheitsrelevanten Teilen unterwegs waren.
Bei grober Fahrlässigkeit, wie dem Fahren mit abgefahrenen Reifen oder defekten Bremsen, kann die Kaskoversicherung die Zahlung verweigern. Das kann im Schadensfall weit teurer werden als jedes Bußgeld.
– Deutscher Anwaltverein, Verkehrsrechtliche Beratung
Mit diesem Wissen sind Sie nun in der Lage, die Sicherheit Ihres Fahrzeugs selbst in die Hand zu nehmen. Der nächste logische Schritt ist, die hier beschriebenen Kontrollen direkt an Ihrem eigenen Auto durchzuführen. Nehmen Sie sich 15 Minuten Zeit – es ist eine Investition, die sich in barer Münze und vor allem in Sicherheit auszahlt.