
Fehlerhafte Ladungssicherung ist kein Kavaliersdelikt, sondern ein erhebliches rechtliches und finanzielles Risiko für alle Beteiligten – Fahrer, Halter und Verlader.
- Die Verantwortung liegt nicht nur beim Fahrer; die gesamte Verantwortungskette, einschließlich des Arbeitgebers, wird bei Unfällen haftbar gemacht.
- Die korrekte Sicherung basiert auf physikalischen Gesetzen (VDI 2700), nicht auf subjektivem Empfinden. Die falsche Gurtanzahl kann bereits grob fahrlässig sein.
Empfehlung: Behandeln Sie jede Fahrt als potenziellen Prüffall und wenden Sie die technischen Regeln konsequent an, um sich vor Bußgeldern, Punkten und schwerwiegenden strafrechtlichen Konsequenzen zu schützen.
Jeder, der gewerblich oder privat Güter transportiert, kennt die Vorschrift des § 22 der Straßenverkehrs-Ordnung (StVO): Ladung ist so zu verstauen und zu sichern, dass sie selbst bei Vollbremsung oder plötzlicher Ausweichbewegung nicht verrutschen, umfallen, hin- und herrollen, herabfallen oder vermeidbaren Lärm erzeugen kann. Doch die tägliche Praxis auf Deutschlands Straßen zeichnet ein anderes Bild. Viele Transporteure und Handwerker unterschätzen die physikalischen Kräfte, die auf die Ladung wirken, und die gravierenden juristischen Folgen, die aus einem scheinbar kleinen Versäumnis resultieren können.
Die weitverbreitete Annahme, die Verantwortung liege allein beim Fahrer, ist ein fataler Irrtum. In Wahrheit existiert eine komplexe Verantwortungskette, die den Fahrer, den Fahrzeughalter und den Verlader einschließt. Ein Unfall durch verlorene Ladung ist nicht nur eine Frage von Bußgeldern und Punkten in Flensburg; er kann schnell zu einem strafrechtlichen Verfahren, dem Verlust des Versicherungsschutzes und somit zu einem existenzbedrohenden Risiko für das gesamte Unternehmen werden. Die Sicherung der Ladung ist demnach keine reine Formsache, sondern eine Frage der professionellen Risikobewertung, die auf klaren physikalischen und rechtlichen Grundlagen beruht.
Dieser Leitfaden übersetzt die rechtlichen Anforderungen in die Praxis. Er erklärt die technischen Sicherungsmethoden nach den anerkannten Regeln der Technik (VDI 2700), zeigt, wie die notwendigen Sicherungskräfte korrekt berechnet werden, und beleuchtet die gesamte Bandbreite der Haftungsrisiken – damit Sie nicht nur Ihre Ladung, sondern auch sich selbst und Ihr Unternehmen wirksam schützen.
Um die komplexen Aspekte der Ladungssicherung und Verkehrssicherheit vollständig zu erfassen, gliedert sich dieser Artikel in mehrere praxisorientierte Abschnitte. Der folgende Überblick führt Sie durch die zentralen Themen, von den häufigsten Mängeln bis hin zur vollständigen Erfüllung aller Vorschriften.
Sommaire : Ihr Weg zur rechtssicheren Ladungssicherung und Verkehrssicherheit
- Warum Polizeikontrollen bei 3 von 5 Transportern Ladungssicherungsmängel feststellen
- Wie Sie Ladung formschlüssig, kraftschlüssig oder kombiniert nach VDI 2700 sichern
- Wie viele Zurrgurte Sie für 500 kg Palette brauchen: die Berechnungsformel nach DIN EN 12195
- Warum Sie bei Ladungsverlust mit Personenschaden bis zu 5 Jahre Haft riskieren
- Wann Sie als Arbeitgeber Ladungssicherungs-Schulungen nachweisen müssen
- Abgefahrene Reifen, defekte Beleuchtung oder fehlender Verbandskasten: was kostet wie viel
- Der Ladungssicherungs-Fehler bei Eigenbauten, der bei Unfällen die Versicherung verweigern lässt
- Wie Sie alle Verkehrssicherheits-Vorschriften erfüllen und 750 € Bußgelder vermeiden
Warum Polizeikontrollen bei 3 von 5 Transportern Ladungssicherungsmängel feststellen
Die Statistik ist alarmierend und unterstreicht die Diskrepanz zwischen gesetzlicher Vorschrift und alltäglicher Praxis. Bei Kontrollen auf deutschen Straßen werden massive Mängel aufgedeckt: So weisen laut Kontrollen des GDV und der Polizei bis zu 70 % der überprüften Fahrzeuge Mängel bei der Ladungssicherung auf. Diese hohe Quote ist kein Zufall, sondern das Resultat von Unwissenheit, Routinefehlern und einer fatalen Unterschätzung der physikalischen Realität während des Transports.
Die häufigsten „Red Flags“, die bei Verkehrskontrollen durch das Bundesamt für Logistik und Mobilität (BALM) und die Polizei sofort ins Auge fallen, sind oft auf den ersten Blick erkennbar. Dazu gehören lose oder flatternde Zurrgurte, die keine sichtbare Vorspannung aufweisen und somit wirkungslos sind. Ebenso verräterisch ist eine bereits sichtbare Bewegung der Ladung bei Bremsmanövern oder in Kurven. Auch überstehende Ladungsteile ohne vorschriftsmäßige Kennzeichnung oder eine einseitige Fahrzeugneigung durch ungleichmäßige Lastverteilung sind klare Indizien für eine mangelhafte Sicherung.
Ein weiterer kritischer Punkt, der oft übersehen wird, ist der Zustand der Hilfsmittel selbst. Fehlende oder beschädigte Antirutschmatten unter der Ladung hebeln die Berechnungen der Sicherungskräfte aus und führen unweigerlich zu einer Beanstandung. Diese häufigen Fehler zeigen, dass es nicht am Willen, sondern oft am grundlegenden Verständnis für die Prinzipien einer wirksamen Ladungssicherung mangelt. Die Beamten erkennen diese Defizite sofort, was eine genauere Prüfung und in den meisten Fällen ein Bußgeldverfahren nach sich zieht.
Wie Sie Ladung formschlüssig, kraftschlüssig oder kombiniert nach VDI 2700 sichern
Die VDI-Richtlinie 2700 ff. gilt als das Standardwerk für Ladungssicherung und beschreibt die anerkannten Regeln der Technik. Sie unterscheidet im Wesentlichen zwei Grundprinzipien: die formschlüssige und die kraftschlüssige Sicherung. Die Wahl der richtigen Methode hängt von der Art der Ladung und den Gegebenheiten des Fahrzeugs ab und ist entscheidend für eine StVO-konforme Sicherung.
Die formschlüssige Sicherung ist die effektivste Methode. Hierbei wird die Ladung lückenlos an die Begrenzungen des Laderaums (Stirnwand, Seitenwände, Rungen) gestapelt. Die Fahrzeugaufbauten nehmen die Massenkräfte direkt auf. Was nicht lückenlos verladen werden kann, muss durch Füllmaterial wie Luftsäcke oder Paletten blockiert werden. Ein praktisches Beispiel ist der Transport von Gipskartonplatten in einem Kastenwagen: Werden die Platten direkt an die Stirnwand gestellt und seitlich durch Keile oder andere Ladungsteile blockiert, sind sie formschlüssig gesichert. Dieses Verfahren ist einfach und erfordert wenig zusätzliches Material, setzt aber einen stabilen Fahrzeugaufbau voraus.
Dieses Bild verdeutlicht die zentralen Elemente, die bei der Sicherung von Ladung zum Einsatz kommen: die texturierten Antirutschmatten zur Erhöhung der Reibung und die robusten Zurrgurte zur Erzeugung von Anpressdruck.

Die kraftschlüssige Sicherung, auch Niederzurren genannt, kommt zum Einsatz, wenn ein Formschluss nicht möglich ist. Hierbei wird die Ladung durch das Anpressen auf die Ladefläche mittels Zurrgurten gesichert. Der Anpressdruck erhöht die Reibungskraft zwischen Ladung und Ladefläche so stark, dass die Ladung nicht mehr verrutschen kann. Der entscheidende Faktor hierbei ist der Gleitreibbeiwert (µ), der durch den Einsatz von Antirutschmatten signifikant erhöht wird. Ohne diese Matten sind erheblich mehr Zurrgurte notwendig, um die gleiche Sicherungswirkung zu erzielen. Oft werden beide Verfahren kombiniert, etwa wenn eine formschlüssig an die Stirnwand geladene Palette zusätzlich niedergezurrt wird, um Bewegungen zur Seite oder nach hinten zu verhindern.
Wie viele Zurrgurte Sie für 500 kg Palette brauchen: die Berechnungsformel nach DIN EN 12195
Eine der häufigsten Fragen in der Praxis lautet: „Wie viele Gurte brauche ich wirklich?“ Die Antwort darauf ist keine Schätzung, sondern das Ergebnis einer klaren Berechnung nach der Norm DIN EN 12195-1. Die Formel berücksichtigt das Gewicht der Ladung, den Gleitreibbeiwert (µ) zwischen Ladung und Ladefläche und die Vorspannkraft (STF) der verwendeten Zurrgurte, die auf dem Gurtetikett angegeben ist.
Die grundlegende Physik dahinter ist einfach: Die Sicherungskraft muss größer sein als die Massenkraft, die bei Brems- oder Kurvenfahrt auf die Ladung wirkt. Der wichtigste Hebel zur Reduzierung der benötigten Gurtanzahl ist der Gleitreibbeiwert (µ). Eine saubere, trockene Holzpalette auf einem Siebdruckboden hat einen µ-Wert von etwa 0,3. Wird eine Antirutschmatte (zertifiziert nach VDI 2700) mit einem µ-Wert von 0,6 verwendet, halbiert sich die Anzahl der benötigten Zurrgurte, da die Reibung verdoppelt wird. Dies spart nicht nur Material, sondern auch wertvolle Zeit bei der Verladung.
Die folgende Tabelle zeigt beispielhaft für einen gängigen Zurrgurt mit einer Vorspannkraft (STF) von 500 daN, wie sich die Verwendung von Antirutschmatten auf die erforderliche Gurtanzahl beim Niederzurren auswirkt. Die Daten basieren auf Berechnungen, wie sie auch von professionellen Tools durchgeführt werden.
| Ladungsgewicht | Ohne Antirutschmatte (µ=0,3) | Mit Antirutschmatte (µ=0,6) | STF-Wert |
|---|---|---|---|
| 500 kg | 4 Gurte | 2 Gurte | 500 daN |
| 1000 kg | 7 Gurte | 3 Gurte | 500 daN |
| 2000 kg | 14 Gurte | 6 Gurte | 500 daN |
Für alle, die diese Berechnungen nicht manuell durchführen möchten, gibt es digitale Helfer. So wurde die vom TÜV Süd geprüfte SpanSet-App bereits über 100.000 Mal heruntergeladen und ermöglicht eine schnelle und normgerechte Berechnung direkt am Fahrzeug. Die Nutzung solcher Tools ist ein klares Indiz für professionelles Arbeiten und wird bei Kontrollen positiv bewertet.
Warum Sie bei Ladungsverlust mit Personenschaden bis zu 5 Jahre Haft riskieren
Die Konsequenzen mangelhafter Ladungssicherung gehen weit über Bußgelder hinaus. Kommt es durch herabfallende oder verrutschende Ladung zu einem Unfall mit Verletzten oder gar Toten, wechselt die Bewertung vom Ordnungswidrigkeiten- ins Strafrecht. Hier stehen nicht mehr nur Geldbußen, sondern Freiheitsstrafen im Raum. Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) schätzt die Lage dramatisch ein:
Etwa 25 Prozent aller Verkehrsunfälle im Schwerlastverkehr haben ihre Ursache in mangelnder Ladungssicherung.
– Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV), RATGEBER LADUNGSSICHERUNG
Diese Zahl verdeutlicht, dass es sich um ein alltägliches und hochgefährliches Problem handelt. Die rechtlichen Folgen sind im Strafgesetzbuch (StGB) geregelt. Eine fahrlässige Körperverletzung (§ 229 StGB) kann mit einer Freiheitsstrafe von bis zu drei Jahren, eine fahrlässige Tötung (§ 222 StGB) mit bis zu fünf Jahren Haft geahndet werden. Ermittlungsverfahren richten sich dabei nicht nur gegen den Fahrer.
Die Verantwortung wird entlang der gesamten Kette gesucht. Das Statistische Bundesamt liefert hierzu erschreckende Zahlen: Allein im Jahr 2020 wurden 537 Unfälle mit Personenschaden auf unzureichende Ladungssicherung zurückgeführt. In solchen Fällen greift das Prinzip der geteilten Verantwortung. Der Fahrer ist für die Betriebssicherheit des Fahrzeugs während der Fahrt verantwortlich. Der Verlader (oft ein Mitarbeiter im Lager) ist dafür zuständig, die Ladung beförderungssicher zu übergeben. Der Fahrzeughalter (der Unternehmer) muss sicherstellen, dass ein geeignetes Fahrzeug und ausreichend qualifiziertes Personal sowie das notwendige Sicherungsmaterial zur Verfügung gestellt werden. Im Schadensfall haften oft alle drei Parteien als Gesamtschuldner.
Wann Sie als Arbeitgeber Ladungssicherungs-Schulungen nachweisen müssen
Die Verantwortung des Fahrzeughalters bzw. Arbeitgebers ist ein zentraler Pfeiler in der Verantwortungskette der Ladungssicherung. Ein Unternehmer kann sich nicht darauf zurückziehen, dass seine Mitarbeiter „schon wissen werden, wie es geht“. Im Gegenteil, er unterliegt einer klaren Organisations- und Delegationspflicht, die aus dem Arbeitsschutzgesetz (ArbSchG) und den Vorschriften der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV) resultiert.
Konkret bedeutet das: Der Arbeitgeber muss seine Mitarbeiter, die mit dem Verladen und Transportieren von Gütern betraut sind, nachweislich unterweisen. Diese Unterweisungspflicht umfasst die Vermittlung der rechtlichen Grundlagen, der physikalischen Prinzipien der Ladungssicherung und der praktischen Anwendung der Sicherungsmethoden und -mittel. Diese Schulung muss nicht nur einmalig erfolgen, sondern ist in regelmäßigen Abständen zu wiederholen. Im Schadensfall oder bei einer Kontrolle durch das BALM oder die Berufsgenossenschaft muss der Arbeitgeber die durchgeführten Schulungen dokumentieren und nachweisen können.
Die Unterweisung kann durch qualifizierte interne Mitarbeiter oder externe Dienstleister erfolgen. Wichtig ist, dass die Inhalte dem Qualifikationsrahmen der VDI-Richtlinie 2700a entsprechen.

Kann ein Arbeitgeber diesen Nachweis nicht erbringen und es kommt zu einem Unfall, drohen ihm empfindliche Konsequenzen. Dies reicht von Bußgeldern durch die Aufsichtsbehörden über Regressforderungen der Berufsgenossenschaft bis hin zu strafrechtlichen Ermittlungen wegen eines Organisationsverschuldens. Die Investition in qualifizierte Schulungen ist somit keine Kür, sondern eine rechtliche Notwendigkeit und eine entscheidende Maßnahme zur Risikominimierung für das gesamte Unternehmen.
Abgefahrene Reifen, defekte Beleuchtung oder fehlender Verbandskasten: was kostet wie viel
Eine Polizeikontrolle fokussiert sich selten nur auf einen einzigen Aspekt. Wird ein Fahrzeug wegen offensichtlicher Mängel bei der Ladungssicherung angehalten, nutzen die Beamten die Gelegenheit oft für eine umfassende Überprüfung der allgemeinen Verkehrssicherheit. Schnell können so aus einem anfänglichen Bußgeld von 60 Euro für ungesicherte Ladung mehrere hundert Euro und mehrere Punkte in Flensburg werden, da Verstöße kumuliert werden.
Die Liste potenzieller Mängel ist lang und die Bußgelder summieren sich schnell. Ein Klassiker sind abgefahrene Reifen. Liegt die Profiltiefe unter den gesetzlich vorgeschriebenen 1,6 mm, kostet dies 60 Euro und bringt einen Punkt. Ist die Verkehrssicherheit dadurch wesentlich beeinträchtigt, steigt das Bußgeld. Eine defekte Beleuchtung kann je nach Art des Defekts mit 20 bis 90 Euro und ebenfalls einem Punkt geahndet werden. Selbst ein fehlender oder abgelaufener Verbandskasten schlägt mit bis zu 10 Euro zu Buche.
Die folgende Übersicht aus dem aktuellen Bußgeldkatalog zeigt, wie sich verschiedene häufige Verstöße bei einer einzigen Kontrolle aufsummieren können:
| Verstoß | Bußgeld | Punkte | Fahrverbot |
|---|---|---|---|
| Mangelhafte Ladungssicherung | 60-100 € | 1 | – |
| Abgefahrene Reifen (unter 1,6mm) | 60 € | 1 | – |
| Defekte Beleuchtung | 20-90 € | 0-1 | – |
| Fehlender Verbandskasten | 5-10 € | – | – |
| Überschreitung Höhe >4,20m | 70 € | 1 | – |
Besonders teuer wird es bei einer Überschreitung der maximal zulässigen Fahrzeughöhe, beispielsweise durch schlecht gesicherte, hoch aufbauende Ladung. Löst dies eine automatische Höhenkontrolle vor einem Tunnel aus, drohen bei Auslösung der Höhenkontrolle und Sperrung einer Autobahnspur Bußgelder bis zu 260 Euro. Die Kontrolle der allgemeinen Verkehrssicherheit ist daher ebenso wichtig wie die der Ladung selbst.
Der Ladungssicherungs-Fehler bei Eigenbauten, der bei Unfällen die Versicherung verweigern lässt
Besonders im Handwerk und bei Privattransporten sind selbstgebaute Konstruktionen zur Ladungssicherung weit verbreitet – von selbstgeschweißten Dachträgern über zusätzliche Holzböden im Transporter bis hin zu modifizierten Halterungen an Anhängerbordwänden. Was viele nicht wissen: Solche Eigenbauten stellen eine tickende Zeitbombe dar, die im Schadensfall zur vollständigen Leistungsverweigerung der Versicherung führen kann.
Das Kernproblem ist rechtlicher Natur, wie Experten für Verkehrsrecht bestätigen. Ohne eine offizielle Prüfung und Genehmigung fehlt diesen Konstruktionen die erforderliche rechtliche Grundlage.
Eigenbauten fehlt die Allgemeine Betriebserlaubnis (ABE) oder ein Teilegutachten. Dadurch erlischt die Betriebserlaubnis des gesamten Fahrzeugs.
– Fachanwaltskanzlei Verkehrsrecht Hamburg, Rechtliche Grundlagen der Ladungssicherung
Das Fahren ohne gültige Betriebserlaubnis ist bereits eine Ordnungswidrigkeit. Im Falle eines Unfalls wird die Situation jedoch dramatisch. Die Kfz-Haftpflichtversicherung ist zwar gesetzlich verpflichtet, den Schaden des Unfallgegners zunächst zu regulieren, sie kann aber anschließend beim Fahrzeughalter Regress nehmen – in der Regel bis zu einer Höhe von 5.000 Euro. Die Kaskoversicherung (Teil- oder Vollkasko), die für den Schaden am eigenen Fahrzeug aufkommen soll, kann die Leistung wegen grober Fahrlässigkeit sogar komplett verweigern. Der Halter bleibt dann auf dem gesamten Schaden sitzen, der schnell fünf- oder sechsstellige Beträge erreichen kann.
Die einzige Möglichkeit, solche Umbauten zu legalisieren, ist eine Einzelabnahme bei einer anerkannten Prüforganisation wie dem TÜV oder der DEKRA. Ein Sachverständiger prüft die technische Sicherheit und Stabilität der Konstruktion. Nur mit einem solchen Gutachten bleibt die Betriebserlaubnis und damit der volle Versicherungsschutz erhalten. Alles andere ist ein unkalkulierbares finanzielles Risiko.
Das Wichtigste in Kürze
- Ladungssicherung ist Teamarbeit: Die Verantwortung teilen sich Fahrer, Halter und Verlader. Eine Schuldzuweisung allein an den Fahrer ist rechtlich unwirksam.
- Physik schlägt Gefühl: Die Anzahl der Zurrgurte und die Sicherungsmethode müssen auf Basis von Gewicht, Reibung (µ) und Gurt-Vorspannkraft (STF) berechnet, nicht geschätzt werden.
- Kleine Fehler, große Folgen: Ein fehlendes Gurt-Etikett oder eine beschädigte Antirutschmatte kann eine ganze Sicherung unwirksam machen und zu hohen Bußgeldern führen.
Wie Sie alle Verkehrssicherheits-Vorschriften erfüllen und 750 € Bußgelder vermeiden
Um die Flut an Vorschriften zu beherrschen und teuren Überraschungen bei einer der jährlich über 500.000 Lkw- und Kraftomnibuskontrollen des BALM vorzubeugen, ist ein systematischer Ansatz unerlässlich. Eine sorgfältige und dokumentierte Abfahrtkontrolle ist nicht nur für Lkw-Fahrer Pflicht, sondern auch für jeden Transporter- und Anhängerfahrer die beste Versicherung gegen Bußgelder und Unfälle. Sie ist der Moment, in dem alle Aspekte der Verkehrs- und Betriebssicherheit zusammenlaufen.
Eine effektive Kontrolle geht über einen kurzen Blick auf die Ladung hinaus. Sie muss das Fahrzeug als Gesamtsystem betrachten. Dazu gehört die Prüfung der Reifen auf Profiltiefe und Luftdruck, ein Funktionstest der gesamten Beleuchtungsanlage und die Kontrolle, ob die vorgeschriebene Sicherheitsausrüstung wie Warndreieck, Warnweste und ein gültiger Verbandskasten an Bord ist. Diese Punkte werden bei Kontrollen standardmäßig überprüft und führen bei Mängeln zu unnötigen Bußgeldern, die sich schnell summieren.
Der entscheidende Teil ist jedoch die finale Überprüfung der Ladung und ihrer Sicherung. Ist das Gewicht korrekt verteilt und werden die zulässigen Achslasten nicht überschritten? Sind alle Zurrgurte fest, unbeschädigt und verfügen sie über ein lesbares Etikett mit STF-Angabe? Sind die Antirutschmatten korrekt positioniert? Erst wenn all diese Punkte positiv geprüft wurden, ist das Fahrzeug wirklich abfahrbereit. Die folgende Checkliste fasst die wichtigsten Punkte für eine professionelle Abfahrtkontrolle zusammen.
Ihr Plan zur Abfahrtkontrolle: Die Punkte zur Überprüfung
- FAHRZEUG: Überprüfen Sie die Reifenprofiltiefe (mindestens 1,6 mm) und kontrollieren Sie den Luftdruck. Stellen Sie sicher, dass alle Spiegel sauber und korrekt eingestellt sind.
- BELEUCHTUNG & SICHT: Führen Sie einen Funktionstest aller Lichter durch (Abblend-, Fern-, Bremslicht, Blinker). Kontrollieren Sie, ob die Scheiben sauber sind und die Scheibenwischanlage funktioniert.
- LADUNG: Ist das Gewicht gleichmäßig verteilt, um die Achslasten einzuhalten? Ist die Ladung gegen Verrutschen nach vorne, hinten und zu den Seiten gesichert (Form- und/oder Kraftschluss)?
- SICHERUNGSMITTEL: Überprüfen Sie alle verwendeten Zurrgurte auf Lesbarkeit des Etiketts (STF-Wert!), Risse oder Beschädigungen. Sind ausreichend Gurte gemäß Berechnung im Einsatz?
- HILFSMITTEL & DOKUMENTE: Sind Antirutschmatten vorhanden, unbeschädigt und korrekt platziert? Führen Sie alle notwendigen Dokumente mit (Führerschein, Fahrzeugschein, ggf. Schulungsnachweise).
Integrieren Sie diese Grundsätze der professionellen Ladungssicherung ab heute in Ihre tägliche Praxis. Eine konsequente Anwendung schützt nicht nur Ihre Ladung, sondern vor allem Ihre finanzielle Existenz, Ihren Führerschein und die Gesundheit anderer Verkehrsteilnehmer.
Fragen und Antworten zu Eigenbauten und Versicherungsschutz
Welche Eigenbauten sind besonders problematisch?
Selbstgeschweißte Dachträger, lose eingelegte Holzböden im Transporter, selbstgebaute Halterungen an der Anhängerbordwand und eigenmächtige Modifikationen an Zurrpunkten sind besonders kritisch, da sie die Fahrzeugstruktur unvorhersehbar verändern und keine geprüfte Festigkeit aufweisen.
Wie kann ich Umbauten legalisieren?
Die Legalisierung erfolgt durch eine Einzelabnahme bei einem anerkannten Sachverständigen (z.B. von TÜV oder DEKRA). Dieser prüft die technische Sicherheit, die Materialfestigkeit und die fachgerechte Ausführung des Umbaus und stellt bei positivem Ergebnis ein Gutachten aus, das zur Eintragung in die Fahrzeugpapiere führt.
Was passiert im Schadensfall ohne ABE?
Die Kaskoversicherung kann die Zahlung für den Schaden am eigenen Fahrzeug wegen grober Fahrlässigkeit (Fahren ohne Betriebserlaubnis) komplett verweigern. Die Kfz-Haftpflichtversicherung wird den Schaden des Gegners zwar bezahlen, kann aber den Fahrzeughalter mit bis zu 5.000 Euro in Regress nehmen.