Veröffentlicht am März 15, 2024

Entgegen der landläufigen Meinung ist die Jagd nach maximaler PS-Zahl für die meisten deutschen Autofahrer ein teurer Irrtum.

  • Die entscheidende Kennzahl ist nicht die absolute Leistung, sondern das Leistungsgewicht (kg/PS), das die tatsächliche Fahrdynamik bestimmt.
  • Ein kleinerer Turbomotor kann in 80 % der Alltagssituationen (Stadt, Pendeln) effizienter und agiler sein als ein größerer Saugmotor.

Empfehlung: Berechnen Sie vor dem Kauf Ihre benötigte Mindestleistung basierend auf Ihrem realen Fahrprofil und typischen Überholszenarien, anstatt pauschal zur stärkeren Motorisierung zu greifen.

Die Wahl der richtigen Motorisierung ist für viele Autokäufer in Deutschland ein Dilemma. Auf der einen Seite stehen die glänzenden Prospekte und die verführerische Zahl auf dem Heckdeckel, die Souveränität und Fahrspaß verspricht. Auf der anderen Seite mahnen steigende Kraftstoffpreise, CO₂-Steuer und hohe Versicherungseinstufungen zur Vernunft. Die gängige Meinung, „mehr PS sind immer besser“, ist ein hartnäckiger Mythos, der von der Automobilindustrie seit Jahrzehnten gepflegt wird, aber für den Geldbeutel und die Umwelt oft nach hinten losgeht. Viele Fahrer zahlen für eine Spitzenleistung, die sie im Alltag zwischen Tempolimits, Berufsverkehr und Kurzstreckenfahrten so gut wie nie abrufen.

Doch was, wenn die Antwort nicht in einer pauschalen PS-Zahl, sondern in einer präzisen, individuellen Berechnung liegt? Wenn die wahre Souveränität nicht aus maximaler Leistung, sondern aus optimaler Effizienz entsteht? Dieser Ratgeber bricht mit den Mythen und verfolgt den Ansatz eines Fahrdynamik-Ingenieurs. Wir ignorieren das Marketing und konzentrieren uns auf die Physik und die Betriebswirtschaft. Es geht darum, die exakte Motorleistung zu ermitteln, die Sie für Ihr persönliches Fahrprofil wirklich benötigen – nicht mehr und nicht weniger. Wir analysieren das entscheidende Leistungsgewicht, vergleichen Kosten und Nutzen verschiedener Motorvarianten und geben Ihnen eine klare Entscheidungsmatrix an die Hand.

Dieser Artikel führt Sie Schritt für Schritt durch die Analyse, die Ihnen hilft, eine fundierte und wirtschaftlich kluge Entscheidung zu treffen. Entdecken Sie, wie Sie die perfekte Balance aus Leistung, Sicherheit und Kosten für Ihr nächstes Fahrzeug finden.

Warum 70 % der deutschen Autofahrer niemals mehr als 80 PS tatsächlich nutzen

In der deutschen Autolandschaft herrscht ein bemerkenswertes Paradoxon. Während die durchschnittliche Motorleistung zugelassener Pkw bei stolzen 132,1 PS liegt, sieht die Realität auf der Straße völlig anders aus. Bei einer konstanten Fahrt mit 100 km/h auf ebener Strecke benötigt ein moderner Kompaktwagen oft nur 20-30 PS, um den Roll- und Luftwiderstand zu überwinden. Selbst beim moderaten Beschleunigen im Stadtverkehr oder auf der Landstraße wird die 80-PS-Marke nur selten und kurzzeitig überschritten. Die enorme Leistungsreserve, für die Käufer teuer bezahlen, bleibt in den meisten Alltagssituationen ungenutzt.

Diese Diskrepanz zwischen gekaufter und genutzter Leistung ist ein Phänomen, das durch die Effizienz moderner Motoren noch verstärkt wird. Ein exzellentes Beispiel liefert der ADAC Autotest: Ein VW Golf 8 mit einem 1.0 Liter TSI-Motor und nur 110 PS beschleunigt in 10,2 Sekunden auf 100 km/h. Das ist ein Wert, der vor 15 Jahren noch als sportlich galt und für sämtliche Alltagsanforderungen – vom Einfädeln in den fließenden Verkehr bis zum zügigen Start an der Ampel – mehr als ausreichend ist. Die Analyse zeigt klar, dass für ein souveränes Fahrgefühl im typischen deutschen Nutzungsprofil keine überbordenden Leistungsdaten notwendig sind. Die psychologische Sicherheit, „genug“ Leistung zu haben, wird oft mit einem Aufpreis erkauft, der in keinem Verhältnis zum realen Nutzen steht.

Letztendlich ist die Frage nicht, wie viel Leistung ein Auto hat, sondern wie viel davon im entscheidenden Moment intelligent eingesetzt werden kann. Dies führt uns direkt zur wichtigsten Kennzahl der Fahrdynamik.

Wie Sie in 3 Schritten die Mindest-PS für sicheres Überholen auf deutschen Autobahnen ermitteln

Die wichtigste Kennzahl für die Beurteilung der Fahrdynamik ist nicht die absolute PS-Zahl, sondern das Leistungsgewicht. Diese Ingenieursgröße beschreibt, wie viele Kilogramm Fahrzeugmasse von einem PS (oder Kilowatt) bewegt werden müssen. Ein leichteres Fahrzeug kann mit weniger Leistung agiler sein als ein schweres, PS-strotzendes SUV. Gerade für das sichere Überholen auf Landstraßen oder das zügige Beschleunigen auf der Autobahnauffahrt ist ein gutes Leistungsgewicht entscheidend. Vergessen Sie die 0-100-km/h-Angabe aus dem Prospekt; die „Elastizität“ – also die Beschleunigung von 80 auf 120 km/h – ist hier weitaus relevanter.

Sie können Ihr benötigtes Leistungsgewicht und damit die Mindest-PS-Zahl in drei einfachen Schritten ermitteln:

  1. Leergewicht und Zielwert bestimmen: Suchen Sie das Leergewicht Ihres Wunschfahrzeugs (inkl. Fahrer, ca. 75 kg) aus den technischen Daten heraus. Ein typischer Kompaktwagen wiegt heute rund 1.400 kg.
  2. Leistungsgewicht-Kategorie wählen: Als Richtwert gilt für ein sicheres und souveränes Fahrgefühl ein Leistungsgewicht von unter 14 kg/PS. Werte um 11 kg/PS gelten bereits als dynamisch, während Werte über 16 kg/PS oft als träge empfunden werden.
  3. Mindestleistung berechnen: Teilen Sie das Fahrzeuggewicht durch Ihr gewünschtes Leistungsgewicht. Beispiel: 1.400 kg / 14 kg/PS = 100 PS. Für dieses Fahrzeug wären also 100 PS die Untergrenze für ein als adäquat empfundenes Fahrverhalten.

Diese einfache Formel entlarvt viele übermotorisierte Angebote und hilft Ihnen, eine rationale Basis für Ihre Entscheidung zu finden. Sie zeigt, dass für die meisten Situationen keine 200 PS oder mehr nötig sind.

Grafische Darstellung der Leistungsgewicht-Berechnung für Überholmanöver

Wie die Visualisierung andeutet, geht es um die physikalische Balance. Diese Berechnung ist das wichtigste Werkzeug, um den Marketing-Versprechen der Hersteller mit Fakten zu begegnen und die Motorisierung zu finden, die wirklich zu Ihrem Sicherheits- und Komfortbedürfnis passt.

Mit dieser objektiven Kennzahl im Gepäck können wir nun die wirtschaftlichen Aspekte zweier populärer Motorvarianten beleuchten.

90 PS oder 130 PS: welche Motorvariante bei 18.000 km pro Jahr wirtschaftlicher ist

Die Entscheidung zwischen zwei Leistungsstufen desselben Modells ist ein klassischer Konflikt zwischen Vernunft und dem Wunsch nach „etwas mehr“. Betrachten wir ein typisches Szenario für Pendler oder Viel-Fahrer mit einer Jahresfahrleistung von 18.000 km – ein Wert, der deutlich über der durchschnittlichen Jahresfahrleistung von 12.320 km je Pkw in Deutschland liegt. Hier könnten sich die Mehrkosten für die stärkere Variante vermeintlich durch einen geringeren Verbrauch bei höheren Geschwindigkeiten amortisieren. Eine detaillierte Gesamtkostenbetrachtung (TCO) zeigt jedoch oft ein anderes Bild.

Der höhere Anschaffungspreis ist nur der Anfang. Die 130-PS-Variante zieht in der Regel höhere Kosten für KFZ-Steuer (mehr Hubraum/CO₂) und Versicherung (höhere Typklasse) nach sich. Der entscheidende Punkt ist jedoch der Kraftstoffverbrauch. Während der stärkere Motor auf der Autobahn bei konstant 130 km/h tatsächlich minimal sparsamer sein kann, weil er im effizienteren Teillastbereich arbeitet, kehrt sich dieser Effekt im Stadtverkehr und auf Kurzstrecken um. Hier führt das häufigere Beschleunigen zu einem spürbaren Mehrverbrauch.

Die folgende Tabelle fasst die typischen Kostenunterschiede für ein Kompaktklasse-Fahrzeug zusammen und zeigt, wann welche Variante wirtschaftlicher ist.

Kostenvergleich 90 PS vs 130 PS bei verschiedenen Fahrprofilen
Kriterium 90 PS Motor 130 PS Motor
Anschaffungsmehrpreis Basis +3.000-5.000€
KFZ-Steuer/Jahr ~150€ ~220€
Versicherung (Typklasse) Niedriger 10-20% höher
Verbrauch Stadt 6,5 L/100km 7,2 L/100km
Verbrauch Autobahn 130km/h 7,8 L/100km 7,5 L/100km
Wertverlust nach 3 Jahren 45% 42%

Die Analyse macht deutlich: Selbst bei einer überdurchschnittlichen Fahrleistung von 18.000 km/Jahr ist es aus rein wirtschaftlicher Sicht fast unmöglich, den Anschaffungsmehrpreis und die höheren Fixkosten der 130-PS-Variante durch den minimalen Verbrauchsvorteil auf der Autobahn zu kompensieren. Der geringere Wertverlust des stärkeren Motors mildert die Rechnung nur geringfügig. Die 90-PS-Version ist in den allermeisten Fällen die deutlich wirtschaftlichere Wahl.

Ein besonderer Anwendungsfall, bei dem die Leistungsdebatte noch komplexer wird, ist der Betrieb mit Anhänger – ein Bereich voller kostspieliger Missverständnisse.

Der Leistungs-Irrtum, der Wohnwagenbesitzer in Deutschland 4.000 € Mehrverbrauch kostet

Gerade beim Ziehen schwerer Lasten wie einem Wohnwagen oder Pferdeanhänger greifen viele Käufer instinktiv zur stärksten verfügbaren Motorisierung. Der Gedanke: Viel Leistung sorgt für Sicherheit und schont den Motor. Dies ist jedoch ein gefährlicher Trugschluss, der oft auf der Verwechslung von Leistung (PS/kW) und Drehmoment (Nm) beruht. Für das Ziehen ist nicht die Spitzenleistung bei hoher Drehzahl entscheidend, sondern ein hohes Drehmoment bei niedrigen bis mittleren Drehzahlen. Hier spielen moderne Turbodiesel-Motoren ihre Stärken voll aus, auch wenn sie auf dem Papier weniger PS haben als ein Benzin-Pendant.

Wie die Experten des ADAC betonen, führt die Wahl des falschen Motors zu erheblichen Mehrkosten. In einem t-online Ratgeber wird es auf den Punkt gebracht:

Ein stärker motorisiertes Auto verbraucht natürlich in der Regel mehr Kraftstoff und verursacht höhere CO2-Emissionen. Außerdem hat ein stärkerer Motor meist mehr Hubraum und wird dadurch höher besteuert.

– ADAC Experten, t-online Ratgeber Motorleistung

Ein praxisnahes Fallbeispiel aus einer Diskussion auf motor-talk.de illustriert dies perfekt: Ein Fahrer verglich einen 150-PS-Diesel mit einem 180-PS-Benziner für den Gespannbetrieb bei konstant 100 km/h. Das Ergebnis war eindeutig. Der Dieselmotor arbeitete im optimalen Effizienzbereich und verbrauchte deutlich weniger. Der hochgezüchtete Turbobenziner hingegen lief konstant unter hoher Last, was zu einer Anfettung des Gemischs und einem Mehrverbrauch von bis zu 3 Litern pro 100 km führte. Auf eine jährliche Urlaubsfahrleistung von 5.000 km mit dem Wohnwagen gerechnet, bedeutet dies bei aktuellen Spritpreisen schnell 300 € Mehrkosten pro Jahr. Über die Haltedauer des Fahrzeugs summiert sich dieser „Leistungs-Irrtum“ schnell auf mehrere Tausend Euro.

Diese Gegenüberstellung von Diesel und Benziner führt uns zu einer weiteren grundlegenden technologischen Entscheidung: Turbo oder Saugmotor?

Wann ein 1.0 Turbo besser ist als ein 1.6 Sauger: die Entscheidungsmatrix für deutsche Fahrprofile

Das sogenannte „Downsizing“ – also kleine Motoren mit Turboaufladung – hat die Autowelt in den letzten Jahren revolutioniert. Ein moderner 1.0-Liter-Dreizylinder-Turbo kann heute problemlos die Leistung eines älteren 1.6-Liter-Vierzylinder-Saugmotors erreichen oder sogar übertreffen. Doch welche Technologie ist für welches deutsche Fahrprofil die bessere Wahl? Die Antwort ist nicht pauschal, sondern hängt stark von der individuellen Nutzung ab. Der Turbo spielt seine Effizienzvorteile vor allem im Teillastbereich aus, also bei niedrigen bis mittleren Drehzahlen, wie sie im Stadtverkehr und beim gemütlichen Mitschwimmen auf der Landstraße typisch sind.

Der Saugmotor hingegen, obwohl oft als veraltet abgetan, hat weiterhin seine Berechtigung. Seine Leistungsentfaltung ist linearer und oft als harmonischer empfunden. Vor allem aber entfällt eine potenzielle Fehlerquelle: der Turbolader selbst. Für Käufer, die maximale Langlebigkeit und Robustheit priorisieren und hauptsächlich Kurzstrecken fahren, kann ein simpler Saugmotor die sorgenfreiere und auf lange Sicht günstigere Wahl sein. Bei hohen Drehzahlen auf der Autobahn kann der Sauger zudem effizienter sein, da der kleine Turbomotor hier oft „fett“ laufen muss, um die thermische Belastung zu bewältigen, was den Verbrauch in die Höhe treibt.

Die folgende Entscheidungsmatrix hilft, die Vor- und Nachteile basierend auf Ihrem persönlichen Fahrprofil abzuwägen.

Entscheidungsmatrix Turbo vs. Saugmotor nach Fahrprofil
Fahrprofil 1.0 Turbo Empfehlung 1.6 Sauger Empfehlung
Stadt/Kurzstrecke ✓ Optimal Höherer Verbrauch
Pendler Landstraße ✓ Gut geeignet Ebenfalls geeignet
Autobahn >130 km/h Kritisch (Anfettung) ✓ Besser geeignet
Langlebigkeit Fokus Potenzielle Turbolader-Probleme ✓ Robuster
Verbrauch Stadt 5,5-6,5 L/100km 7,0-8,0 L/100km
Detailaufnahme moderner Motorentechnologie im Vergleich

Die Wahl zwischen Turbo und Sauger ist eine strategische Entscheidung. Der Turbo ist der Spezialist für den effizienten Alltag, während der Sauger der robuste Generalist sein kann. Ihre Prioritäten – Effizienz, Fahrgefühl oder Langlebigkeit – geben den Ausschlag.

Nachdem wir die technischen Details der Motorisierung geklärt haben, heben wir den Blick und betrachten das Gesamtbild: Welcher Fahrzeugtyp passt überhaupt zu Ihrem Leben?

Wie Sie in 6 Fragen den idealen Fahrzeugtyp für Ihr Leben identifizieren

Die Wahl der richtigen Motorleistung ist untrennbar mit der Wahl des richtigen Fahrzeugtyps verbunden. Ein 90-PS-Motor, der in einem Kleinwagen für spritzige Fahrleistungen sorgt, kann ein Kompakt-SUV zur trägen Wanderdüne machen. Bevor Sie sich also in den Details der Motorvarianten verlieren, ist eine ehrliche Analyse Ihrer Lebensumstände und Bedürfnisse unerlässlich. Vergessen Sie für einen Moment Marken und Modelle und beantworten Sie die folgenden Kernfragen, um Ihr Anforderungsprofil zu schärfen.

Ein entscheidender Faktor ist dabei die Nutzungsintensität. Wie aktuelle KBA-Daten zeigen, gibt es hier massive Unterschiede: Die durchschnittliche Jahresfahrleistung von Benzinern liegt bei nur 9.555 km, während Diesel-Fahrzeuge auf 16.984 km kommen. Diese Zahlen spiegeln wider, dass Diesel oft für die Langstrecke und Benziner für kürzere Wege genutzt werden – eine wichtige Weichenstellung für die Wahl von Fahrzeugtyp und Motor. Ein Erfahrungsbericht aus einem Forum bringt die Logik auf den Punkt:

Für Leute die viel Autobahn fahren mit einer Geschwindigkeit von ca. 130 km/h aufwärts, dürfte ein 150 PS Auto wohl billiger sein als eine 70 PS Drehorgel, die ständig ausgepresst werden muss.

– Forennutzer, motor-talk.de

Dieser simple Satz fasst die Essenz zusammen: Der Motor muss zum Einsatzszenario passen, um effizient zu sein. Ein kleiner Motor unter ständiger Volllast verbraucht mehr als ein größerer Motor im entspannten Teillastbetrieb.

Ihr persönlicher Leistungs-Check in 5 Schritten

  1. Nutzungsprofil definieren: Analysieren Sie Ihre typischen Fahrten der letzten 6 Monate. Wie viel Prozent entfallen auf Stadt, Landstraße und Autobahn? Notieren Sie die typischen Streckenlängen.
  2. Beladung und Transportbedarf klären: Wie viele Personen fahren meistens mit? Transportieren Sie regelmäßig sperrige Gegenstände, einen Kinderwagen oder Sportausrüstung? Planen Sie den Betrieb mit einem Anhänger?
  3. Gesamtkosten (TCO) kalkulieren: Setzen Sie sich ein klares Monats- oder Jahresbudget für Ihr Auto, das nicht nur die Rate oder den Kaufpreis, sondern auch Versicherung, Steuer, Wartung und einen realistischen Kraftstoffverbrauch umfasst.
  4. Zukünftige Bedürfnisse antizipieren: Denken Sie 3-5 Jahre voraus. Steht eine Familienplanung an? Ein Umzug aufs Land? Ein Hobby, das mehr Platz erfordert? Das Auto sollte auch zu Ihrem zukünftigen Leben passen.
  5. Leistungsgewicht prüfen: Berechnen Sie für Ihre engere Auswahl an Fahrzeugen das Leistungsgewicht (Leergewicht in kg / PS). Liegt es unter Ihrem persönlichen Zielwert (z.B. 14 kg/PS) für souveränes Fahren?

Sie schützt Sie davor, ein Auto für ein Leben zu kaufen, das Sie nicht führen, und legt den Grundstein für die wirtschaftliche Analyse im Detail.

90 PS oder 130 PS: welche Motorvariante bei 18.000 km pro Jahr wirtschaftlicher ist

Wir haben bereits die reinen Zahlen verglichen, doch die Entscheidung zwischen 90 und 130 PS hat auch eine qualitative und langfristige Dimension, die über die reine Kostenrechnung hinausgeht. Der scheinbar geringe Aufpreis für 40 zusätzliche PS hat Auswirkungen auf den Fahrkomfort, die Sicherheitsreserven und den Wiederverkaufswert, die in die Abwägung einfließen müssen. Es geht um die Frage, welchen Wert man dem „guten Gefühl“ beimisst, jederzeit mühelos überholen zu können.

Die 130-PS-Variante bietet unbestreitbar mehr Souveränität. Das Geräuschniveau bei Autobahntempo ist oft niedriger, da der Motor mit geringerer Drehzahl läuft. Überholmanöver auf der Landstraße sind schneller und damit sicherer abgeschlossen. Diese „aktive Sicherheit“ ist für viele Fahrer ein legitimes Argument für die stärkere Motorisierung, auch wenn sie im Alltag selten voll ausgenutzt wird. Zudem zeigt die Erfahrung, dass Fahrzeuge mit der stärkeren „Wunschmotorisierung“ oft einen prozentual geringeren Wertverlust aufweisen. Der Mehraufwand bei der Anschaffung wird also teilweise beim Wiederverkauf kompensiert.

Dem gegenüber steht die rationale Effizienz der 90-PS-Version. Sie zwingt zu einem vorausschauenderen Fahrstil und belohnt diesen mit spürbar geringeren Betriebskosten. Für Fahrer, deren Profil hauptsächlich aus Stadt- und Landstraßenfahrten unterhalb von 100 km/h besteht, ist die Mehrleistung der 130-PS-Version schlichtweg Ballast. Der psychologische Vorteil der Leistungsreserve wird hier durch den handfesten Nachteil höherer Kosten an der Tankstelle und bei der Versicherung erkauft. Die Entscheidung ist somit eine zutiefst persönliche Abwägung zwischen gefühlter Souveränität und messbarer Wirtschaftlichkeit.

Am Ende muss jeder Fahrer für sich selbst definieren, welchen Preis er für das Plus an Leistung zu zahlen bereit ist und ob dieses Plus im individuellen Alltag einen echten Mehrwert darstellt.

Das Wichtigste in Kürze

  • Die entscheidende Kennzahl ist nicht die PS-Zahl, sondern das Leistungsgewicht (kg/PS). Ein Wert unter 14 kg/PS gilt als souverän.
  • Für den Anhängerbetrieb ist ein hohes Drehmoment bei niedriger Drehzahl (typisch für Diesel) wichtiger als eine hohe Spitzenleistung (PS).
  • Ein kleiner Turbomotor ist meist ideal für Stadt und Landstraße, während ein Saugmotor auf Langstrecken und bei Fokus auf Langlebigkeit punkten kann.

Kleinwagen, Kompakt, Kombi oder SUV: welcher Typ zu Ihrem Leben passt

Die Synthese aus Fahrzeugtyp und Motorleistung ist der letzte und entscheidende Schritt zur perfekten Autowahl. Die Erkenntnisse aus den vorangegangenen Kapiteln müssen nun auf die konkreten Karosserieformen angewendet werden. Ein Kleinwagen (z.B. VW Polo) ist mit 90 PS oft schon sehr agil (Leistungsgewicht ca. 12-13 kg/PS) und profitiert enorm von einem kleinen Turbomotor für die Stadt. Ein Kompaktwagen (z.B. VW Golf) stellt den Allrounder dar, bei dem 110-130 PS eine sehr gute Balance aus Effizienz und Souveränität bieten. Hier ist die Wahl zwischen Turbo und Sauger stark vom Autobahnanteil abhängig.

Beim Kombi oder Van (z.B. VW Passat Variant) steigt das Leergewicht, und die potenzielle Zuladung durch Familie und Gepäck spielt eine größere Rolle. Hier sollte man nicht unter 130 PS gehen, und für häufige Langstrecken mit voller Beladung sind 150 PS oft die harmonischere und nicht zwangsläufig durstigere Wahl. Die größte Falle lauert beim beliebten SUV. Aufgrund des höheren Gewichts und des größeren Luftwiderstands benötigt ein SUV für die gleiche gefühlte Fahrdynamik rund 20-30 % mehr Leistung als ein vergleichbarer Kompaktwagen. Ein 150-PS-SUV hat oft ein schlechteres Leistungsgewicht als ein 110-PS-Kompaktwagen. Wer hier nicht genau rechnet, kauft sich teure und ineffiziente Trägheit.

Die ultimative Entscheidung ist also ein Abgleich: Welcher Fahrzeugtyp erfüllt die praktischen Anforderungen meines Lebens (Platz, Zuladung)? Und welche Motorisierung verleiht diesem Typ die Fahreigenschaften, die ich für mein Nutzungsprofil benötige, ohne dabei unwirtschaftlich zu werden? Die Kombination aus der Checkliste zur Lebenssituation und der Berechnung des Leistungsgewichts ist Ihr verlässlichster Kompass in diesem Prozess.

Um das Gesamtbild abzurunden, ist es hilfreich, die Zusammenhänge zwischen Fahrzeugtyp und idealer Motorisierung noch einmal zu reflektieren.

Treffen Sie Ihre Entscheidung basierend auf diesen Fakten, und Sie werden ein Auto fahren, das nicht nur zu Ihrem Geldbeutel, sondern vor allem perfekt zu Ihrem Leben passt.

Häufige Fragen zur Wahl der richtigen Motorleistung

Wie viel PS hat ein durchschnittliches Auto in Deutschland?

Der Durchschnitt über alle zugelassenen Pkw liegt im Jahr 2024 bei 132,1 PS. Das Bundesland Bayern hat mit 140 PS den höchsten Schnitt. Betrachtet man nur die Neuwagen, lag der Durchschnitt bereits 2021 bei 156,5 PS, was den Trend zu stärkeren Motorisierungen verdeutlicht.

Reichen 110 PS für den Alltag aus?

Ja, für die meisten alltäglichen Anforderungen sind 110 PS in einem modernen Fahrzeug absolut ausreichend. Laut ADAC erreicht ein aktueller VW Golf mit dieser Leistung die 100 km/h in 10,2 Sekunden, was ein souveränes Mitschwimmen im Verkehr und sichere Beschleunigungsvorgänge ermöglicht.

Wie berechne ich das optimale Leistungsgewicht?

Teilen Sie das Leergewicht des Fahrzeugs (in kg) durch die Motorleistung (in PS). Ein Wert von unter 11 kg/PS wird als dynamisch und sportlich empfunden. Ein Bereich zwischen 11 und 14 kg/PS gilt als adäquat und souverän für den Alltag. Werte über 16 kg/PS deuten auf ein eher träges Fahrverhalten hin.

Geschrieben von Julia Richter, Julia Richter ist unabhängige Fahrzeugauswahl-Beraterin mit 12 Jahren Erfahrung darin, Autokäufer bei der Wahl des passenden Fahrzeugtyps für ihre individuelle Lebenssituation zu unterstützen. Sie analysiert Nutzungsprofile und vermittelt zwischen emotionalen Wünschen und rationalen Anforderungen.